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Martin Geier - Lebenslauf von Heinrich Schütz

 

Heinrich SchützIm Alter von 87 Jahre verstarb Heinrich Schütz am 6. November 1672 in Dresden.

 

Die Trauerfeierlichkeiten fanden am 17. November 1672 in der Dresdner Frauenkirche statt. Die Leichenpredigt hielt Oberhofprediger Dr. Martin Geier (1614-1680) [links: Kupferstich von Philipp Kilian (1628-1693), 1666]. Er war nach Matthias Hoë von Hoenegg (gest. 1653) und Jakob Weller von Molsdorf (gest. 1664) der dritte, den Heinrich Schütz in seiner 57jährigen Tätigkeit als Hofkapellmeister im Amt des Oberhofpredigers erlebte. Bevor Martin Geier an den Dresdner Hof berufen wurde, war er als Professor für orientalische Sprachen und Theologie an der Universität in Leipzig tätig sowie Superintendent und Diakon an St. Thomas. Aus seiner Feder stammen zahlreiche Erbauungsschriften und geistliche Lieder. Seine Zeitgenossen bescheinigten ihm sein Talent als überzeugender Kanzelredner.

 

Zur Leichenbestattung erschien die Leichenpredigt und im Anhang der müheseelige LebensLauff im Druck.

 

Martin GeierDer Predigt lag - wie Heinrich Schütz es bestimmt hatte - Psalm 119, Vers 54, Deine Rechte sind mein Lied in dem Hause meiner Wallfahrt zugrunde. Die Leichenpredigt erschien wenig später, mit dem Kupferstich von Christian Romstet (1640-1721) im Druck, der Heinrich Schütz als Hofkapellmeister von Dresden zeigt:

Die köstlichste Arbeit / aus dem 119. Psalm V. 54. / Deine Rechte sind mein Lied in meinem Hause; bei Ansehnlicher und Volckreicher Leichbestattung / des weiland Edlen / Hoch-Achtbaren / und Wohlgelahrten / Herrn Heinrich / Schützens / Churf. Sächs. älteren Capell-Meisters / Welcher im 88. Jahre seines Alters am 6. Novembr. dieses 1672. Jahres / alhier zu Dreßden sanfft in seinem Erlöser eingeschlaffen / und darauf den 17. ejusden in der L. Frauen-Kirchen sein Ruh-Städlein bekommen / In damahliger Leichen-Predigt abgehandelt / und fürgestellet / von / dem Churfl. Sächs. Ober-Hof-Pred. / MARTINO GEJERO, D. / Dreßden / in Verlegung Andreas Löfflers.

 

In dieser Predigt steht nicht der verstorbene Hofkapellmeister mit seinem Lebensweg und seinen Kompositionen im Mittelpunkt sondern allgemeine Reflexionen über die Musik.

 

Ganz anders in Kurze Beschreibung des … müheseeligen Lebens-Lauffs, die als Anhang zur Leichenpredigt im Druck erschien.

 

Auch wenn die Schütz-Forschung einige Daten dieses Lebens-Lauffs korrigieren mußte, so ist dieser neben dem Memorial von 1651 die wichtigste Quelle zur Biogra-phie des Hofkapellmeisters. Formulierungsähnlichkeiten beider Publikationen lassen vermuten, daß Geier das Memorial kannte.

 

Geiers Nekrolog behält für die Kenntnis von Schützens Lebensweg bleibenden Wert. Die warme, liebevolle Sprache, in der er gehalten ist, läßt etwas von der Ausstrahlungskraft ahnen, die vom greisen Kapellmeister Heinrich Schütz ausging. (Dietrich Berke)

 

Johann Gottfried Michaelis, der Kirchner der Frauenkirche, beschrieb im Liber I. Inscriptionum Dresdensium ad B[eatam] virg[inem] unter der Nr. 220 den Standort des Schütz-Grabes in der Vorhalle der Frauenkirche, das mit einer schwarzen Marmorplatte verschlossen war.

 

Grab

 

Die lateinische Inschrift huldigt dem Kapellmeister:
Heinrich Schütz, seines Jahrhunderts herausragendster Musiker. Kurfürstlicher Kapellmeister. 1672.

 

Unter Nr. 221 ist ein Messing-Epitaph beschrieben, das wohl in unmittelbarer Nähe angebracht war:
Es hat sein Gelübde bezahlt Heinrich Schütz, der christliche Assaph, Ergötzung der fremden Länder, Deutschlands Leuchte, der gnädigsten Kurfürsten von Sachsen Johann Georg I. und II. Kapelle, der er 57 Jahre vorstand, unvergängliche Zier. Was an ihm sterblich war, ist niedergelegt unter diesem Denkmal, das durch kurfürstliche Freigiebigkeit errichtet wurde, im 87. Jahre seines Alters, 1672 unserer Zeitrechnung.

 

Die von Michaelis beschriebene "Figura" können wir uns an Hand des Schütz-Porträts von Christian Romstet vorstellen, den Martin Geier der Leichenpredigt beifügte (vgl. Titelblatt):
Unter dem Altersbildnis Schütz' im Oval befindet sich im kreisrunden "Rautenkranz" das emblematische Bild mit den beiden gekreuzten "Trompeten-Stürzen", die von einem Lorbeerkranz umfaßt sind. Darunter liegt das aufgeschlagene "Buch", ein Notenheft im Quer-Oktavformat, unter ihm ein Totenkopf. Wie zu jedem Emblem ("Figura") eine Erklärung gehört, so lautet hier die umlaufende Schrift, ein Zitat aus einer Horaz-Ode: "Vitabit libitinam", zu deutsch: "Sie wird die Göttin der Bestattung vermeiden". Gemeint ist die Kunst Schützens, die über die Vergänglichkeit triumphiert. (Wolfram Steude)

 

Magdalena Schütz geb. Wildeck wurde 1625 auf dem Friedhof der alten Frauenkirche beigesetzt. Schütz, der nicht wieder heiratete, ließ 1670 dieses Grab für sich selbst herrichten. Aus den Friedhofsunterlagen ist zu entnehmen, dass es sich dabei um das "Schwibbogen"-Grab Nr. 117 handelt, das sich zunächst im Besitz der Familie Hanitzsch - Schütz' Mutter war eine geborene Hanitzsch - und dann im Besitz von Heinrich Schütz befand.

 

Auf kurfürstlichen Wunsch wurde Heinrich Schütz jedoch nicht in diesem Grab sondern in einer Gruft der Frauenkirche bestattet.

 

Grab in DresdenMit dem Abbruch der Frauenkirche 1727 wurde auch die Gruft und die Gedenktafel für Heinrich Schütz zerstört. Heute findet sich in der Kreuzkirche eine Tafel, die an den berühmtesten Dresdener Hofkapellmeister erinnert.

Moritz Bodenehr (1665 - 1748): Grundriß der alten Frauenkirche, des Marternhospitals und des Friedhofs mit den Schwibbogen 1714, Kupferstich

 

Literaturliste (Auswahl):
Martin Geier: Kurze Beschreibung /Des/ (Tit.)/ Herrn Heinrich Schützens/ Chur=Fürstl. Sächs. Ältern Capellmeisters/ geführten mühseeligen Lebens=Lauff. Faksimile-Nachdruck mit einem Nachwort von Dietrich Berke, Kassel 1972.
Klaus PETZOLDT: "Das Schicksal des Grabes von Heinrich Schütz", in Sagittarius 4, S. 34 - 44.
Wolfram STEUDE: "Das Grab von Heinrich Schütz in der alten Dresdner Frauenkirche", in: Schütz-Jahrbuch 1998, S. 155-164.
Wolfram STEUDE: "Das Grab von Heinrich Schütz in der alten Dresdner Frauenkirche. (Nachtrag)", in: Schütz-Jahrbuch 1999, S. 115.

 

Kurtze Beschreibung
Des
(Tit.)
Herrn Heinrich Schützens/
Chur=Fürstl. Sächs. ältern Capellmeisters/ geführten
müheseeligen Lebens=Lauff.

 

Lebenslauff erste SeiteDEr Chur=Fürstl. Sächs. ältere Capellmeister Herr Heinrich Schütze/ ist auf diese Welt gebohren worden zu Kösteritz/ ein wohlbekandten Flecklein an der Elster gelegen/ und denen Hoch=Edelgebohrnen Herrn von Wolfframsdorff gehörig/ im Jahr Christi 1585. am 8. Tage des Octobris, Abends umb 7. Uhr. Sein Herr Vater ist gewesen Herr Christoff Schütze/ nachmahls Bürgermeister der Stadt Weissenfelß. Seine Fr. Mutter Frau Euphrosina/ Herrn Johann Bergerns/ vornehmen Practici und Bürgermeisters zu Gera seel. eheleibl. Tochter. Sein Herr Groß-Vater vom Vater/ ist gewesen/ Herr Albrecht Schütze/ Raths=Cämmerer zu Weissenfelß / Seine Fr. Groß=Mutter/Mütterlicher Linie aber / Frau Dorothea/ geboren aus dem alten und zu Gera wohlbekandten Geschlechte/ der Schreiber/ Weitern Bericht von seinen Ober=Eltern und beyderseits Anverwandten/ ist wegen kürtze der Zeit allhier bescheidentlich zu übergehen; Vielmehr aber zu rühmen/ daß des Herrn Capellmeisters geehrte Eltern in ihrer Christlichen Sorgfalt/ nach welcher Sie zum ersten mit ihren dazumahl neugebohrnen Sohne/ nach dem Reich GOTTES getrachtet/ und damit Er dessen unzweiffelbarer Erbe werden möge/ unserm

 

einigen

 

einigen Erlöser JESU CHRISTO/ denselben in der heiligen Tauffe an folgenden 9ten selbiges Monats fürgetragen/ da Er denn durch die Krafft des Blutes CHRISTI mit dem hochtheuern Verdienst seines Heylandes angethan/ und in GOTTES Geschlechte mit dem Nahmen Heinrich aufgenommen worden/ Diesen seeligen Anfang seines Christenthumbs haben die geehrte Eltern durch gottseelige Aufferziehung und zeitlichen Unterricht in der Erkäntnis seines GOttes/ treulich nachgesetzet/ und eiferigst dahin getrachtet/ wie Er mit zunehmenden Kräfften vornehmlich in wahrer Gottesfurch einher gehen/ zu einen rechtschaffenen Christen auffwachsen und zu denen würcklichen Gaben und Gnaden eines huld- und liebreichen Menschens gelangen möge/ Dahero dann/ nachdem Anno 1591. sein Herr Groß=Vater/ Herr Albrecht Schütze/ wohlverdienter Raths=Cämmerer zu Weissenfels nach GOttes Willen verstorben/ und sein Herr Vater als zu den verlassenen Güthern hinterbliebener Erbe/ dahin nach Weissenfelß ziehen müssen/ hat Er Jhn nebenst andern seinen Geschwister daselbst nach den wohlgelegten Grund der Gottseeligkeit/ stets zu einen tugendhafften Wandel/ stillen Leben/ erbaren Sitten/ guten Wissenschafften und Sprachen/ auch folgends zu höhern Studiis nicht allein durch eigene privat Praeceptores selbst gehalten und fleissig angewiesen/ sondern Jhn auch anderer stattlich gelehter Leuten Information hierzu untergeben/ Gleich wie sich aber die Lust zu einem Dinge leichtlich nicht bergen lässet/ also hat sich auch Stracks in der Jugend eine sonderlich Inclination zu der edlen Music, bey dem Herrn Schützen gefunden/ also daß Er in kurtzer Zeit gewiß und ziemblich wohl mit einer besondern Anmuth zu singen gelernet hat/ welches denn nicht eine geringe Ursach seiner zeitlichen Beförderung gewesen/ denn nach dem Anno 1598. Ihre Hoch=

 

Fürstl.

 

Fürstl. Gnaden Herr Landgraff Moritz von Hessen Cassel/ einsmahls bey seinen Eltern pernoctiret/ und Jhn als damahls so einen kleinen Knaben/ so lieblich singen gehöret hatte/ seynd Jhre Fürstl. Gnaden bewogen worden/ seine Elstern deßwegen anzureden/ Jhn an seine Fürstl. Hofstadt mit ziehen zu lassen/ mit Versprechen/ daß Er zu allen guten Künsten und löbl. Tugenden solte aufferzogen werden. Alß aber seine Eltern ihn in seiner schwachen Kindheit von sich wegziehen zu lassen Bedencken getragen/ Jhre Hoch=Fürstl. Gnaden aber anderweit Schrifften umb seine Person angehalten/ und seine Elstern vermercket/ daß Er Lust und Beliebung trüge/ in die Welt zu ziehen/ haben sie darin endlich consentiret/ und ist Er Anno 1599. am 20. Augusti von seinen lieben Herrn Vater außgeführet/ und Jhre Hoch=Fürstl. Gnaden dem Herrn Landgraffen übergeben worden. Solcher Gelegenheit in acht nehmend/ hat Er sich daselbst etliche Jahr auffgehalten/ und ist in einer ansehnlichen Hof=Schule oder vielmehr Gymnasio unter Graffen/ vornehmen von Adel und andern tapfern Ingeniis, zu allerley Sprachen/ Künsten und exercitien angeführet worden/ welcher sein darinen gethaner Fleiß und darzu anreitzende Lust auch nicht vergebens gewesen ist/ massen Er in kurtzer Zeit in der Lateinischen/ Griechischen und Frantzösischen Sprachen mit Verwunderung zugenommen/ und nebenst den andern bald gleiche profectus erwiesen/ also gar/ daß auch seine Herren Praecepores und Professores, weil Jhm alles wohl von statten gangen/ sehr werth gehalten/ und ieder gewüntschet und Jhn angereitzet/ daß auff seine Profession Er sein Studium richten möchte. Nachdem Er aber alles auff des Höchsten Direction gestellet/ hat Er sich endlich das Studium Juris er= wehlet/ dahero Er denn getrachtet sich fernerweit umbzusehen/ und sein studiren fortzusetzen/ welches Ihn auch nicht ermangelt/

 

da es

 

da es sich gleich zugetragen/ daß circiter Annum 1607, seine seel. Eltern seinem Bruder Georgium nebenst seines seel. Herrn Vaters Brudern Sohn/ Heinrich Schützen Studiorum gratia nacher Marpurg geschicket/ nach dessen Vernehmung auf Anhaltung/ Er von Jhre Hoch=Fürstl. Gnad. permission erlanget/ daß in gedachter Gesellschafft Er sich nach Marpurg mit begeben möchte/ Alß Er nun seines Wuntsches theilhafftig worden/ hat Er sich daselbst mit Continuirung seines einmahl vorgesetzten Studii Juridici eiferigst erwiesen/ dahero Er denn den Institutionibus Juris, Qvaestionibus Hoenonii und andern vornehmen Authoren fleissig obgelegen/ und in weniger Zeit durch eine Disputation de legaris rühmlich erwiesen daß Er seine Zeit nicht übel angewendet habe. Bald darauff Anno 1609. ist geschehen/ daß höchstgedachte Ihre Hoch=Fürstl. Gnaden Herr Land=Graf Moritz nacher Marpurg kommen/ da denn Demselben Er seiner Schuldigkeit nach aufgewartet/ bey welcher Gelegenheit/ nicht wissende qvô fatô, Jhre Gnaden angefangen und gesaget hat/ wie Er vernommen/ daß Er sich gäntzlich und vornehmlich auf das studium juridicum wendete/ und weil Er bey Ihm eine sonderbare Inclination zu der Profession der edlen Music vermercket/ und der weltberühmter Musicus Herr Johann Gabriel zu Venedig annoch am Leben were/ so were er nicht übel gesonnen/ im fall Er Herr Schütze Lust hätte/ Jhn den Verlag darzu zu schaffen/ und dahin zu senden/ damit Er das Studium Musicum rechtschaffen fortstellen könte; Wie nun dergleichen Offerten junge Leuthe selten außzuschlagen pflegen/ also hat Er sich auch damahls resolviret/ und solche angetragene Gnade mit unterthänigsten Danck angenommen/ in Meinung/ daß er nechst seiner Wiederkehre aus Jtalien/ dennoch fernerweit zu den Büchern greiffen/ und seine Studia in mehrern continuiren könte/ Jst daher im Nahmen

 

GOttes

 

GOttes Anno 1609. nach Italien/ und zwar vornehmlich sein gesetzes Ziel zu erlangen nach Venedig fortgezogen/ allda er sich bald unter des weitberühmten Musici Herrn Johann Gabrielis institution begeben/ und biß in das 4te Jahr auffgehalten/ bey welcher Zeit er denn nicht allein nach den rechten Nutz der Peregrination getrachtet/ was eines oder andern Orts Denckwürdiges wohl in acht genommen/ gelehrte und weise Leuthe fleissig gesuchet/ sich mit denenselben in gute Correspondentz gesetzet/ was zu imitiren heilsam/ wohl gemercket/ und nach der Lehre des Apostels/ was Erbar/ was Gerecht/ was Keusch/ was Lieblich/ was wohl lautet/ wo etwa eine Tugend/ wo etwan ein Lob gewesen/ demselben nachgedacht/ sondern er hat sich auch vermittelst Göttlicher Gnade in der Music vor den andern seiner damahls neben ihn sich auffhaltender Gesellschafft herfür gethan/ und ein Musicalisches Wercklein zu Venedig drucken lassen/ durch welches er bey Männiglichen in sondere Ehre/ Respect und Lob kommen ist; Nachdem aber sein vorgenanter Herr Praeceptor zu Venedig verstorben/ hat er sich Anno 1612. daselbst weg begeben/ und wiederumb nach Teutschland zu dem hochgemelten Herrn Landgraffen gewand/ welcher ihn auch alsobald 200. Gülden biß zu einer gewissen Bestallung setzen lassen/ weil ihm aber nicht gefallen solcher gestalt bey der Music zu verbleiben/ hat er lieber seine Bücher wieder vor die Hand nehmen wollen/ umb das jenige was er in Italia darinnen versäumet/ zu ersetzen/ und nebenst diesen die Music als ein parergon zu anderweiten Beförderung zu gebrauchen/ Der Höchste aber welcher vielleicht ihn von Mutterleibe an/ zu der Music abgesondert/ hat ihm auch für dieses mahl die Bücher ausser Handen gerücket/ indem Anno 1615. von dem Durchlauchtigsten Churfürsten

 

zu

 

zu Sachßen/ Herzog Johann Georgen dem Ersten/ höchst seel Andenckens/ als ihm der andere Printz der Durchlauchtigste Herzog Augustus, ietziger Administrator des Ertz=Stiffts Magdeburg getaufft werden solte/ er nacher Dreßden/ sonder alle seine die Zeit Lebens gehabte Gedacken/ beruffen worden/ und weil er solche hohe Gnade billich zu observiren hatte/ ist er mit erlangter Permission des Herrn Landgraffens dahin gereiset/ da ihm dann alsbald von Jhrer Churfürstl. Durchl. bey dem Hoch=Fürstlichen Kind=Tauffen Dienste und das Directorium über Dero Churfürstl. Music an praesentiret worden. Wie er nun des Allgewaltigen GOTTES wunderbarliche Schickung insonderheit darinnen vermercket/ Also hat er dieses hohe Begeben nicht abgeschlagen/ sondern vielmehr/ daferne er von Jhre Gnaden den Herrn Landgraffen loß kommen könte/ die Gelegenheit in unterthänigkeit acceptiret, solch sein anständiges Glück nun hat Jhre Fürstl. Gnaden der Herr Landgraff ihm auch nicht mißgönnet/ sondern auff Zuschrifft höchst gedachter Jhrer Churfürstl. Durchl. ihm gar gerne mit Verehrung einer Ketten und Bildnüs und sonderbaren gnädigen Abschieds= Worten dimittiret. Nachdem nun er Herr Schütze sich nacher Dreßden gewendet/ mit seinen guten Qvalitäten und statlichen Wissenschafften bey seiner gnädigsten Herrschafft und männiglichen viel Gnade/ Liebe und Affection erworben/ GOTTES gnadenreichen Beystand in seinen Fürnehmen/ und daß durch dessen Gnade alles zu accrescirung seiner Wohlfarth sich dieses Orts wohlgefüget/ mit danckbaren Hertzen verspühret/ hat er seinen Statum allhier desto besser ein zu richten/ auff eine ihm anständige Heyrath gedacht/ Derohalben den getreuen GOTT vornehmlich umb Väterliche Direction seines Christlichen Fürhabens

 

inbrün=

 

inbrünstig angeruffen/ dann der lieben Seinigen Gutachten gebrauchet/ und weil er eine sonderbahre Ehren=Affection und hertzliche Liebe zu des Churfl. Sächs. Land=und Tranck=Steuer Buchhalters/ des weiland Edlen und Hochbenahmten Herrn Christian Wildecks Seel. vielgeliebtesten Tochter/ Jungfer Magdalenen/ bey sich gemercket/ hat er in Nahmen des Allerhöchsten mit guten Wuntzsch und Willen seiner Liebsten Angehörigen/ solche geschöpffte Ehren=Freundschafft ietzt gedachter Jungfer Wildeckin geehrten Eltern/ mit gebührender Bescheidenheit angetragen/ welche dann nach vorhergehender ihres theils gleichfalls beschehener Anruffung des Höchsten und reifflichen Uberlegung unter sich und ihren nahen Anverwandten/ ihre geliebte Tochter/ ermelten Herrn Schützen in Ansehung seines Gottseeligen Wandels/ leurseeligen Hertzens und Gemüths/ stattlicher Erudition, Wissenschafften und andern besonders rühmlichen Qvalitäten, in Nahmen der heiligen Dreyfaltigkeit verlobet und versprochen / welches angefangen Ehe= und Ehren=Werck auch den I. Junii 1619. gewöhnlicher Massen durch Priesterliche Trauung vollnzogen worden. Nachdem ihm nun dieses Freuden= und Ehren=Licht auffgangen/ hat der fromme GOTT solches ie mehr und mehr vermehret/ und ihn und seine Ehe=Liebste mit zweyen Töchtern benantlich Anna Justina und Euphrosina begnadiget; Allein die Süssigkeit dieser erwündschten Ehe/ ist gar bald in eine bittere Creutz=Wermuth verwandelt worden/ indem er in den 6. Jahr seiner Liebe erfahren müssen/ wie seine Ehe Liebste Anno 1625. am 6. Septembris durch den zeitlichen Todt seiner Seiten entrissen/ und dadurch in ein nicht geringes Betrübnüs versetzet worden/ dahero er dann seine beyde vorbenante Töchtere anfänglich seiner liebsten Mutter

 

nacher

 

nacher Weissenfels/ nachmahls aber des damaligen Steuer=Buchhalters Herrn Christian Hartmans Ehe=Liebsten/ als ihrer nahen Anverwandtin zur Aufferziehung gegeben/ und weiln die damahligen Kriegs=Pressuren in diesen Landen ie mehr und mehr zu nahmen/ welche denn alle das jenige/ was sonst bey der edlen Friedens=Zeit zu floriren pfleget/ verhinderten/ und gleichfalls seiner Profession einen nicht schlechten Einwurff thaten/ hat er sich resolviret, eine peregrination wiederumb an zustellen/ und nachdem er von Jhre Churfürstl. Durchl. numehro höchstseel. Andenckens auff eine gewisse Zeit Indult erlanget/ ist er Anno 1628. am 11. Augusti von hier zum andern mahl nach Jtalien gangen/ nach seiner glücklichen Wiederkunfft aber / hat er mit Schmertzen erfahren müssen/ wie sein lieber Herr Vater Christoph Schütz gewesener Bürgermeister zu Weissenfels Anno 1631. am 25. Augusti und sein lieber Herr Schweher Vater Herr Christian Wildeck gewesener Churfürstl. Steuer=Buchhalter am 1. Octobris ejustdem anni sich dieser Welt entzogen haben/ dahero er immer ein Betrübnüs über das ander gekommen hat; Und nachdem die bösen und unruhigen Kriegs=Zeiten noch keine Endschafft nehmen wollen/ ist er immer von einem Orth zum andern/ iedoch stets mit Permission seiner gnädigsten Herrschafft verreiset/ sich theils in seiner edlen Music umb desto mehr perfectioniret, theils von hohen Königl. und Fürstl. Potentaten auff gnädigstes Begehren/ weit und breit berühmt gemachet/ Massen er denn Anno 1634. uff Begehren Jhrer Königl. Majest. in Dennemarck nach Coppenhagen/ Anno 1638. nacher Braunschweig und Lüneburg/ Anno 1642. wiederumb nach Dennemarck daselbst beym Königl. Beylager und andern hohen Zusammenkunfften die Musicam dirigiren und vorstehen müssen;

 

Der

 

Der liebe GOTT aber hat ihn dieses sein Glück und hohe Ehre allezeit bey seiner Zurück=Kunfft mit Traurigkeit versaltzen/ Jndem ihn Anno 1632. sein Bruder M. Valerius Schütz/ Anno 1635. seine liebste Frau Mutter Anno 1636. seine Frau Schwieger Mutter/ Anno 1637. sein Herr Bruder Doctor George Schütze/ und Anno 1638. seine liebe Tochter Jungfer Anna Justina in Dreßden verstorben/ und er dadurch in ein langwieriges Trauern und Betrübnüs gesetztet worden ist. Anno 1647. in Augusto hat der seelig Verstorbene seine noch eintzige und jüngste Tochter/ Jungfer Euphrosinen an den Ehren=Besten Groß=Achtbarn und Hochgelahrten Herrn Christoph Pinckern/ J U. Doctorn. damahls Juris Practicum, ietzo aber Churfl. Sächs. Appellation Rath/ des Schöppen=Stuhls zu Leiptzig Assessorn und Bürger=Meistern daselbst/ ehelichen versprochen/ und hernach am 25. Januarii Anno 1648. dieses Christliche Ehe=Gelöbnüs durch Priesterliche Copulation vollnziehen lassen/ aus welcher Ehe er auch sonderbaren Trost und Vergnügung empfunden/ auch fünff Enckelein erlebet/ darvon aber nur noch eines nehmlichen Frau Gertraud Euphrosina/ so am 18. Maii Anno 1670. an Herrn Johann Seydeln/ Dom=Herrn zu Wurtzen und Raths=Verwandten zu Leipzig verheyrathet worden/ noch am Leben/ von welcher er auch zwey Enckelein/ davon eines auch bald wieder verstorben/ erlebet/ und also zum Groß Groß Vater gemachet worden/ die auch ietzo ihren seeligen Groß=Vater das Geleit zu seiner Ruhe Stete giebet; Jm Januario Anno 1655. aber ist diese seine einige Tochter in Leipzig/ als der seelig Verstorbene eben dahin gekommen sie zu besuchen/ durch den zeitlichen Tod zu seinem und seines Herrn Eydams höchsten Betrübnüs hinweg gerissen worden/ Wie sich aber der seelig Verstorbene

 

als

 

als ein vernünfftiger Christ in seiner so offt zugeschickten Ehre und Glück niemahls erhoben/ sondern vielmehr eine Anreitzung zu fernern anständigen und geziemenden Christlichen Auffmunterung seyn lassen als hat er auch in dem offt zu geschickten Elend und Betrübnüs von seinen treuen GOTT nicht abgesetzet/ sondern ihm stests von Hertzen vertrauet/ und alle sein Thun und Vornehmen in den Höchsten Willen gestellet/ nicht zweiffelnde/ daß der jenige/ so die Wunden gemachet/ solche auch wieder heilen und alles zum besten kehren werde/ Jn welcher Zuversicht er denn nicht weniger bey dieser Churfürstl. Residentz als anderer Orthen/ wo er gebohren und gezogen/ wo er in der Frembde gelebet/ und mit Studiren und andern löblichen Ubungen seine Zeit nützlich angewendet/ ein allgemeines Lob und den rühmlichen Christlichen Nachklang erworben/ daß er sich iederzeit vor einen armen Sünder Bußfertig erkennet/ darbey aber des Verdienstes seines Heylandes und Erlösers JESU CHRJSTJ in wahren Glauben festiglich getröstet/ zum Gehör Göttliches Worts/ zum Beicht=Stuhl und hochwürdigen Abendmahl fleissig gehalten/ massen nur noch vor wenig Wochen am 15. Septembris nechst hin geschehen/. Und in übrigen der Schuldigkeit eines guten Christen gegen seinen Nechsten treulichen befliessen/ da benebenst iedermann nach Standes Erforderung mit Respect, mit aller Discretion, Freundschafft und Leuthseeligkeit begegnet/ Seinen armen Freunden und andern Nothdürfftigen Leuthen viel Gutes gethan und ihnen so viel möglich behülfflich gewesen/ Dahero er denn wiederumb wegen seines geschickten Wandels/ scharffsinnigen Verstandes und sonderbaren Dexterität also in seiner alten Redligkeit von Hohen und Niedrigen bis in sein graues

 

Alter=

 

Alterthumb höchstrühmlich geliebet und geehret/ gepriesen und hoch gehalten worden/ wie er denn auch allezeit genossen hohe Chur=Fürstl. und Chur=Printzl. Gnade/ die auch im Tode den seeligen Herrn Capell=Meister durch Abschickung ansehnlicher Gesandten nicht unbegleitet lassen wollen/ etc. So viel des seelig Verstorbenen Kranckheit und letzten Abschied betrifft/ so haben bey denselben die Kräffte und sonderlich das Gehör/ etliche Jahr her sehr abgenommen / also daß er gar wenig ausgehen noch sich der Anhörung Göttlichen Worts gebrauchen können/ sondern mehrentheils zu Hause bleiben müssen/ daselbst er aber seine meiste Zeit mit Lesung der heiligen Schrifft und anderer geistreicher Theologorum Bücher zu gebracht/ auch noch immer stattliche Musicalische Compositiones über etliche Psalmen Davids/ sonderlich den 119. jtem die Passion nach drey Evangelisten/ mit grossen Fleiß verfertiget/ darbey sich sehr Diaetisch und Mässig gehalten; Es haben ihn auch Zeit hero etliche mahl starcke Flüsse überfallen/ welchen aber durch Gebrauch nützlicher Artzneyen noch immer widerstanden/ Am verwichenen 6. Novembris aber ist er zwar frisch und gesund auffgestanden/ und hat sich angezogen/ es hat ihn aber nach 9. Uhr/ als er in der Cammer etwas auffsuchen wollen/ eine gehlinge Schwachheit mit einem Steck=Fluß übereilet/ also daß er darüber zu Boden sincken müssen/ und sich nicht helffen können/ und ob wohl/ als seine Leuthe zu ihm kommen/ ihm auffgeholffen/ auch alsbald in die Stuben in ein Bette gebracht/ er sich in etwas wieder erholet und gar verständlich geredet/ hat ihn doch dieser Streck=Fluß so starck zu gesetzet/ daß er/ nachdem er noch diese Worte von sich hören lassen: Er stellete alles in GOTTES gnädigen Willen/ der Sprache nicht mehr

 

mächtig

 

Lebenslauff letzte Seitemächtig gewesen/ und da gleich der Herr Medicus alsobald zu ihm gefordert worden/ und mit köstlichen Medicamentis ihm zu Hülffe zu kommen und die Natur zu stärcken allen Fleiß angewendet/ ist ihm doch wenig bey zu bringen gewesen/ Jngleichen sein Herr Beicht=Vater zu ihm erfordert worden/ der ihm allerhand Gebeth und Sprüche vorgebethet und eingeschrien/ da er denn etliche mahl durch Neigung des Haupts und mit den Händen zu verstehen gegeben daß er seinen JESUM in Hertzen habe/ worauff ihn der Herr Beicht=Vater eingesegnet/ Und ist er also fort als wenn er schlieffe/ gantz stille liegen blieben/ bis endlichen der Athem und Pulß allmehlich abgenommen und sich verlohren/ und er als es 4. geschlagen/ endlichen unter dem Gebeth und Singen der Umbstehenden/ sanfft und seelig ohne einiges Zucken verschieden/ Nachdem er in die 57. Jahr Churfürstlicher Sächsischer Capell=Meister gewesen/ und sein Alter gebracht hat auff 87. Jahr und 29. Tage