zurück SWV 305
Kleine Geistliche Konzerte I - Ich hab mein Sach Gott heimgestellt
vorwärts

Linie

Originaltext

1. Meas dicavi res Deo
cujus cadant arbitrio,
si fata producam mea,
esto! rata ejus voluntas optima.

2. Fatale tempus a Deo dependet,
a quo pendeo, noti mei capilluli,
huic singuli, eo nec absque deflui.

3. Hic lacrymarum vallis est,
angor, dolor, moeror, lues,
stat vita parvo tempore, laboreque,
et plena cum certamine.

4. Quid est homo, terrae cinis
e matre prodit debilis,
plane nihil secum trahit,
hil intulit, et iterum nudus abit.

5. Nihil valent pecuniae,
fastus, favor, scientiae,
mortem fugat nec herbula o mens pia,
quot viva tot mortalia.

6. Recte valemus hoc die
cras membra torpent undique,
cum rosis jam florescimus,
marcescimus, sunt plena cunta questibus.

7. Et hic et ille mortuus
effertur absque planctibus,
nostri recedit sic amor,
senex junior obliteratur ac honor.

Capella
8. Quaeso, nos doce tu Deus,
quod mori restet omnibus,
et hinc migrandum, sit seni,
docto rudi, Iro, decoro diviti.

9. Sunt haec reatus praemia,
nefanda morbis spicula,
queis hos et hasce transfodit,
ut invenit, gradus nec ullos respicit.

10. Labor dolorque sunt meus
quotidianus hic cibus,
si stat Deo, mihi quoque stat cedere,
lucrum mihi mors est nobile.

11. Etsi me premunt crimina,
spes surgat et fiducia
sum certum optimum Deum
pro me suum neci dedisse filium.

12. Pro singulis qui mortuus
meis iniquitatibus,
meo surrexit commodo,
Stygem suo cruore stinxit livido.

13. Huic ubique mancipor,
fatis ab hoc nec dividor,
sim superstes, atque mortuus,
solus salus et liberator est meus.

Capella
14. Spe firmor hac in omnibus, periclitationibus,
die quod in novissimo cum jubilo
busto resto resusciter meo.

15. Meus Deus fidissimus
custos manebit ossibus,
quorum scio nec unicum, sit quantulum,
non ibit unquam perdidum.

16. Vultu Dei sanctissimo
me recreabo sat scio,
in sempiterna gloria,
mihi data, sit illi laus et gratia.

17. O Christe nostra hostia
qui factus propter crimina,
absconde me vulneribus salubribus,
quae sunt salus fidelibus.

Capella
18. Amen, Deus mitissime,
fac evolemus hinc pie,
omnesque mox ac singuli
regni tui fiamus haeredes sacri.

(Kirchenlied von Johann Leon [um 1530-1597])

Übersetzung

1. Ich hab mein Sach Gott heimgestellt,
er mach's mit mir, wie's ihm gefällt,
soll ich allhier noch länger leb'n,
nicht widerstreb'n, seim Willen tu ich mich ergebn.

2. Mein Zeit und Stund ist, wann Gott will,
ich schreib ihm nicht für Maß noch Ziel,
es sind gezählt all Härlein mein,
beid groß und klein, fällt keines ohn den Willen sein.

3. Es ist allhier ein Jammertal,
Angst, Not und Trübsal überall,
des Bleibens ist ein kleine Zeit,
voller Mühseligkeit, und wers bedenkt,
ist immer im Streit.

4. Was ist der Mensch, ein Erdenkloß,
von Mutterleib kömmt er nacket und bloß,
bringt nichts mit sich auf diese Welt,
kein Gut noch Geld, nimmt nichts mit sich,
wenn er hinfällt.

5. Es hilft kein Reichtum, Geld noch Gut,
kein Kunst noch Gunst, kein stolzer Mut,
fürn Tod kein Kraut gewachsen ist,
mein frommer Christ, alles was lebet, sterblich ist.

6. Heut sind wir frisch, gesund und stark,
bald morgen tot und liegen im Sarg,
heut blühn wir wie ein Rose rot,
bald krank und tot, ist allenthalben Müh und Not.

7. Man trägt eins nach dem andern hin,
wohl aus den Augen und dem Sinn,
die Welt vergisset unser bald,
sein jung oder alt, auch unser Ehren mannigfalt.

Capella
8. Ach Herr, lehr uns bedenken wohl,
daß wir sind sterblich allzumal,
auch wir allhier kein Bleibens han,
müssen all davon, gelehrt, reich, jung, alt oder schön.

9. Das macht die Sünd, o treuer Gott,
dadurch ist komm'n der bittre Tod,
der nimmt und frißt all Menschenkind,
wie er sie findt, fragt nicht, wes Stands od'r Ehrn sie sind.

10. Ich hab hie wenig guter Tag,
mein täglich Brot ist Müh und Klag,
wenn mein Gott will, so will ich mit hinfahrn im Fried,
sterben ist mein Gwinn und schadet mir nicht.

11. Und ob mich schon mein Sünd anficht,
dennoch will ich verzagen nicht,
ich weiß, daß mein getreuer Gott für mich in Tod
sein liebsten Sohn gegeben hat.

12. Derselbig mein Herr Jesu Christ
für all mein Sünd gestorben ist,
und auferstanden mir zu gut,
der Höllen Glut gelöscht mit seinem teuren Blut.

13. Dem leb und sterb ich alle Zeit,
von ihm der bittre Tod mich nicht scheidt,
ich leb oder sterb, so bin ich sein,
er ist allein der einge Trost und Helfer mein.

Capella
14. Das ist mein Trost zu aller Zeit,
in allem Kreuz und Traurigkeit,
ich weiß, daß ich am jüngsten Tag
ohn alle Klag werd auferstehn aus meinem Grab.

15. Mein lieber frommer, getreuer Gott
all mein Gebein bewahren tut,
da wird nicht eins vom Leibe mein,
sei groß oder klein,
umkommen noch verloren sein.

16. Mein lieben Gott von Angesicht
werd ich anschauen, daran zweifle ich nicht,
in ewiger Freud und Herrlichkeit,
die mir bereit, ihm sei Lob, Preis in Ewigkeit.

17. O Jesu Christe, Gottes Sohn,
der du für uns hast gnug getan,
ach schleuß mich in die Wunden dein,
du bist allein der einig Trost und Helfer mein.

Capella
18. Amen, mein lieber, frommer Gott,
bescher uns alln ein seligen Tod,
hilf, daß wir mögen allzugleich
bald in dein Reich kommen und bleiben ewiglich.

[NSA Bd. 12]

Linie