Auswahl Schütz-Werke-Verzeichnis
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Originaltext
Unser Herr Jesus Christus in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, danket und brachs und gabs seinen Jüngern und sprach: Nehmet hin und esset: das ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Solchs tut, zu meinem Gedächtnis. Desselbigen gleichen nahm er auch den Kelch, nach dem Abendmahl, danket und gab ihnen den und sprach: Nehmet, hin, und trinket alle daraus. Dieser Kelch ist das neue Testament in meinem Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Solchs tut, so oft ihrs trinkt, zu meinem Gedächtnis. (NSA Bd.7)
Entstehung
Die Zwölf geistliche Gesänge (SWV 420 - 431) von Heinrich Schütz veröffentlichte 1657, im Einverständnis mit dem Komponisten, der kurfürstlich sächsische
Organist Christoph Kittel. Die durchweg 4stimmigen Gesänge hat Schütz in seinen Neben Stunden aufgesetzet. Im Begleitwort seiner Ausgabe hält Kittel seine Gründe für eine Drucklegung
bzw. generell für das Engagement, diese Stücke herauszugeben, fest. So heißt es, er [Kittel] habe sich bemüht, allerhand Muscalische Sachen Schützens zu sammeln, um damit die ihm
untergebenen Kapellknaben zu exercieren; dabei seien ihm unter andern auch diese zwölff Stücke in die Hände gekommen, die er nun zu Gottes Ehren
und Christlichen nützlichen Gebrauch / in Kirchen und Schulen veröffentliche.
Im Schütz-Werke-Verzeichnis sind die Zwölff geistliche Gesänge zum öffentlichen Druck befördert worden Durch Christoph Kitteln, wie der originale Titel heißt, als Opus Decimum Tertium aufgeführt.
Die Texte der zwölf Gesänge sind trotz ihrer Unterschiede liturgische Stücke, die entweder in der Messe, der Vesper und den Betstunden, oder als Gebete bei Tische und vor dem Unterreicht der Schüler ihren festen Platz
haben. Die Texte und ihre Melodien (sofern sie als Cantus firmus verwendet wurden) stimmen mit den Agende und Gesangbuch überein. Nicht mehr nachzuvollziehen ist, wann die einzelnen Stücke von
Schütz komponiert wurden.
Analyse
Die Zwölf geistliche Gesänge (SWV 420 - 431) von Heinrich Schütz sind 4stimmige, motettische Chorwerke. Otto Brodde nennt sie eine Ergänzung der
Geistlichen Chormusik (a.a.O., S. 236). Während die Geistliche Chormusik in der Hauptsache motettische Chormusik für das Kirchenjahr darstellt, so sind die zwölf Gesänge die
motettische Chormusik für das Ordinarium der Gottesdienste und der Hauskirche. Christoph Kittel stellte die Werke zusammen und ließ sie drucken. Der Band mit den zwölf Stücken, deren genaue Datierung für die
Entstehung nicht mehr auszumachen ist, wurde im Jahre 1657 veröffentlicht. Wie bereits bei Schütz' op. 4 (Cantiones sacrae) und op. 11 (Geistliche Chormusik) sollte auf
Wunsch des Verlegers ein Bassum continuum hinzugefügt werden.
Die Zwölf geistlichen Gesänge werden von Hans Joachim Moser ihrer Bestimmung nach in Kirchenmusik (Stücke 1 - 9) und Schulmusik (Stücke 10 - 12) unterteilt; das heißt, dass die ersten
neun Stücke dem gottesdienstlichen Musizieren dienen und davon die ersten sechs eine Messekomposition bilden. Die entsprechenden Teile sind Kyrie, Gloria, Credo, sowie die Einsetzungsworte und der 111. Psalm. Darauf folgt das deutsche
Magnificat (Stücke 7 - 9), welches als Canticum der Vesper erklingt. Die Stücke für die Schulknaben (Stücke 10 - 12) stehen in kompositorischer Beziehung zu op. 4 und 11: mit der Geistlichen
Chormusik haben sie die gottesdienstliche Bestimmung gemein, mit den Cantiones sacrae die Vierstimmigkeit und z.T. die schulmusikalische Beziehung. (Moser, a.a.O., S. 540)
Das "Ordinarium" der Hauskirche, wie damals die Hausandacht genannt wurde, war im wesentlichen die Tischliturgie, da Mette und Vesper entweder bei Hof oder in der Schule gehalten wurde.
Rezeption
Die Zwölf geistlichen Gesänge (SWV 420 - 431), Heinrich Schütz' op. 13, ist eine Motettensammlung für den liturgischen Gebrauch. Neben der deutschen Messe enthält die Sammlung noch andere vielfältig verwendbare Kompositionen und musikalische Tischgebete, die eindeutig für den praktischen Gebrauch zusammengestellt wurden vom Schütz-Schüler Christoph Kittel. Da nur das Deutsche Magnificat als Einspielung vorliegt, können die anderen Stücke entweder im Gottesdienst-Rahmen oder durch eigene Beschäftigung bekannt werden für den interessierten Hörer und Musikliebhaber bzw. -kenner.
originale Widmung
Kein Inhalt vorhanden.
übersetzte Widmung
Kein Inhalt vorhanden.
Widmungsträger
Die Sammlung der Zwölf geistlichen Gesänge wurde vom Komponisten nicht mit einer Dedikation versehen. Dafür soll hier die Vorrede aus dem Cantus-Stimmbuch von Christoph Kittel, dem Herausgeber angefügt
werden.
Günstiger lieber Leser.
Nach dem diese Zeit über so lang in Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht. zu Sachsen u. Diensten ich mich unterthänigst befunden / von höchstgedachten Seiner Churfürstl. Durchl. wohlbestalten Capellmeister / Herrn
Heinrich Schützen / ich allerhand Musicalische Sachen damit ich die mir untergebene Churfürstl. CapellKnaben / exercieren wollen / colligiret ??? habe / seynd mir unter andern auch diese zwölff Stücke dero
Würdigkeit vorgekommen / daß ich sie iedoch mit bewilligung ietzo wohlgedachtes Herrn Authoris zu Gottes Ehren und Christlichen nützlichen Gebrauch / in Kirchen und Schulen zum öffentlichen Druck außfertigen und
dabey mit wenigen erinnern wollen:
1. Daß diese Composition für einen völligen Chor / auch ohne die Orgel Vocaliter und Instrumentaliter zu musicieren eigendlich gemeinet und eingerichtet /
2. Daher auch der Bassus Continuus nicht aus noht / sondern nur nach beliebung dabey zugebrauchen / auff Gutachten des Buchhändlers / aufgesetzet / und zugleich mit heraus gegeben worden ist / und die Herren Organisten / welche etwa
mit ihrer Orgel einzustimmen gedencken / derowegen freundlich erinnert werden / wo nicht das gantze Wercklein iedoch etzliche Stücke daraus / bevorab aber die Meß und das Magnificat / in ihre gewöhnliche Tabulatur oder
Partitur zu übersetzen / und daraus mit einzuspielen.
3. Wo in dem Freudengesang des H. Bernhardi: Item in den Hymno: Christe fac ut sapiam darbey verzeichnet stehet / erster und ander Chor / daß dardurch nicht angedeutet werde / als ob es von 8. Stimmen sey: Sondern daß / wo
Adjuvanten und zwey Copeyen vorhanden / solche Stücke gleich als per Choros mit bessern Effect gehöret werden können / massen denn solcher Meinung nach / insonderheit die Litaney wohl geschickt ist / seynd aber zu derselben
/ ehist gedachte Wort / darumb nicht verzeichnet worden / dieweil der Unterscheid des ersten und andern Chors darinnen sonst gnugsamb bekannt ist / und der Dirigent der Music seiner Beliebung nach / dann selbst zugebahren / oder aber umb
gewisser Nachrichtung willen einen Chor von dem andern abzutheilen / und zu unterzeichnen wohl wissen wird. Lebe wohl.
Christoph Kittel.
originale Vorrede
Vorbemerkung zum 8. der "Zwölf geistliche Chorgesänge"
Erinnerung.
Dieweil die Teutzsche Poesi dieses Jubili sehr lang und in 50. Strophen verfasset gewesen / alß ist zu wissen / daß der Author dieselbigen in 10. Sätze und unter jeden Satz 5. Strophen gebracht / auch 5. Arien darüber
auffgesetzet hat / worunter die in Sesquialtera die letzte ist / nach welcher dann das Signum Repetitionis verzeichnet worden / daß man so denn von forn an einen neuen Satz wieder anfahen / und nach Beliebung also continuiren solle /
Demnach aber nichts minder auch alle 10. Sätze auff einmahl zu musiciren allzu lang fallen möchte / alß wird einem jeglichen frey gestellet seiner Beliebung nach zu continuiren, oder nach zulassen / ja auch nach anleitung
der KirchenFesten und Zeiten Einen oder mehr Sätze alleine heraus zu nehmen und zu gebrauchen.
Die hinden nachgesetzte Strophe: Nu sey dem Vater Danck etc. dienet zum Beschluß / wann man enden wil / gleich wie die Psalmen mit dem Gloria pflegen beschlossen zu werden.
[in: Erich H. MÜLLER: Heinrich Schütz. Gesammelte Briefe und Schriften, Regensburg o. J. (1930), S. 266 - 267]
Vorbemerkung zum 9. der "Zwölf geistliche Chorgesänge"
Erinnerung.
Es thadelt zwar der Author die bißher in unsern Evangelischen Kirchen gebrauchte Manier des Absingens der Litaney keines weges / begehret auch hierinnen keine Enderung einzufüren / Alleine weil ihm mehrmals
verdrüßlich vorgekommen / anzuhören / wie dieselbige an etlichen Orthen wieder alle Anmuth / derogestalt langsam und so gar langweilig außgedehnet worden / daß man seiner Meinung nach / auch alle Lust und
Andacht darunter verlieren müssen / So ist Er hierdurch veranlasset worden / an dieselbe die Hand anzulegen / und nach arth der Litaneyen in eine gewisse Mensur einzurichten / welche in dieser Meynung und Hoffnung hierbey an des Tages
Liecht mit heraus gegeben wird / daß Sie / wo nicht mit der Gemeine / doch von dem Musicalischen Chor und in die Orgel unterweilen zu einer Abwechselung / ohne grosse Zeitverseumung abgesungen / die Gemeine auch wo nicht mit der
Stimme / jedoch im Sinne mit ihrer Andacht werde nachfolgen können.
[in: Erich H. MÜLLER: Heinrich Schütz. Gesammelte Briefe und Schriften, Regensburg o. J. (1930), S. 267 - 268]
übersetzte Vorrede
Kein Inhalt vorhanden.
Quellenangaben Sound
Heinrich Schütz: Meine Seele erhebet den Herren. Deutsches Magnificat. aus: Zwölf geistliche Gesänge., Auf CD: Natus est Jesu. Baroque Christmas Music, Basler Madrigalisten, Orchestra of the Schola Cantorum Basiliensis, Fritz Näf, Deutsche Harmonia Mundi, 1990
Quellenangaben Noten
Heinrich Schütz: Zwölf geistliche Gesänge. Neue Ausgabe sämtlicher Werke, Bd. 7, hrsg.: Konrad Ameln, Kassel, 1988
Quellenangaben Bild
Porträt, Landgraf Moritz von Hessen, Kupferstich, W. Kilian, Archiv Heinrich-Schütz-Haus Bad Köstritz, um 1620
Titelbild, Zwölf geistliche Gesänge, Neue Ausgabe sämtlicher Werke, Bd. 7, hrsg.: Konrad Ameln, Kassel 1988
Quellenangaben Literatur
Martin Gregor-Dellin, Heinrich Schütz. Sein Leben, sein Werk, seine Zeit, München, 1984
Konrad Ameln, Vorwort zu: Heinrich Schütz: Zwölf geistliche Gesänge. Neue Ausgabe sämtlicher Werke, Bd. 7, S. VI-IX, hrsg.: Konrad Ameln, Kassel, 1988
Christoph Kittel, Vorrede zum Erstdruck der Zwölf geistlichen Gesänge. in: Heinrich SCHÜTZ: Zwölf geistliche Gesänge. Neue Ausgabe sämtlicher Werke, Bd. 7, hrsg.: Konrad Ameln, Kassel, 1988
Otto Brodde, Heinrich Schütz. Weg und Werk, Kassel, 1972
Michael Heinemann, Heinrich Schütz und seine Zeit, Laaber, 1993
Erich H. Müller, Heinrich Schütz. Gesammelte Briefe und Schriften, Regensburg o. J., 1930