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Auswahl Schütz-Werke-Verzeichnis



Ihre Auswahl: Schütz-Werke-Verzeichnis 421

Originaltext

All Ehr und Lob soll Gottes sein;
er ist und heißt der Höchst allein.
Sein Zorn auf Erden hab ein End
sein Fried und Gnad sich zu uns wend.
Den Menschen das gefalle wohl
dafür man herzlich danken soll.
O lieber Gott, dich loben wir
und preisen dich mit ganzer Begier,
auch knieend wir anbeten dich,
dein Ehr wir rühmen stetiglich.
Wir danken dir zu aller Zeit
um deine große Herrlichkeit.
Herr Gott, im Himmel König du bist,
ein Vater der allmächtig ist.
Du Gottes Sohn, vom Vater bist
einig geborn, Herr Jesu Christ.
Herr Gott, du zartes Gotteslamm,
ein Sohn aus Gott des Vaters Stamm,
der du der Welt Sünd trägst allein,
wollst uns gnädig, barmherzig sein.
Der du der Welt Sünd trägst allein,
laß dir unser Bitt gefällig sein,
Der du gleich sitzest dem Vater dein,
wollst uns gnädig barmherzig sein.
Du bist und bleibst heilig allein,
über alles der Herr allein.
Der Allerhöchst allein du bist,
du lieber Heiland Jesu Christ,
samt dem Vater und heiligen Geist
an göttlicher Majestät gleich.
Amen, das ist gewißlich wahr,
das bekennt aller Engel Schar
und alle Welt so weit und breit
von nun an bis in Ewigkeit,
Amen.

(Super "All Ehr und Lob soll Gottes sein", NSA Bd. 7)
Sound

Songauszug

Entstehung

Titelblatt  [Bild vergrößern][Bild vergrößern]

Die Zwölf geistliche Gesänge (SWV 420 - 431) von Heinrich Schütz veröffentlichte 1657, im Einverständnis mit dem Komponisten, der kurfürstlich sächsische Organist Christoph Kittel. Die durchweg 4stimmigen Gesänge hat Schütz in seinen Neben Stunden aufgesetzet. Im Begleitwort seiner Ausgabe hält Kittel seine Gründe für eine Drucklegung bzw. generell für das Engagement, diese Stücke herauszugeben, fest. So heißt es, er [Kittel] habe sich bemüht, allerhand Muscalische Sachen Schützens zu sammeln, um damit die ihm untergebenen Kapellknaben zu exercieren; dabei seien ihm unter andern auch diese zwölff Stücke in die Hände gekommen, die er nun zu Gottes Ehren und Christlichen nützlichen Gebrauch / in Kirchen und Schulen veröffentliche.
Im Schütz-Werke-Verzeichnis sind die Zwölff geistliche Gesänge zum öffentlichen Druck befördert worden Durch Christoph Kitteln, wie der originale Titel heißt, als Opus Decimum Tertium aufgeführt.

Die Texte der zwölf Gesänge sind trotz ihrer Unterschiede liturgische Stücke, die entweder in der Messe, der Vesper und den Betstunden, oder als Gebete bei Tische und vor dem Unterreicht der Schüler ihren festen Platz haben. Die Texte und ihre Melodien (sofern sie als Cantus firmus verwendet wurden) stimmen mit den Agende und Gesangbuch überein. Nicht mehr nachzuvollziehen ist, wann die einzelnen Stücke von Schütz komponiert wurden.

Analyse

Die Zwölf geistliche Gesänge (SWV 420 - 431) von Heinrich Schütz sind 4stimmige, motettische Chorwerke. Otto Brodde nennt sie eine Ergänzung der Geistlichen Chormusik (a.a.O., S. 236). Während die Geistliche Chormusik in der Hauptsache motettische Chormusik für das Kirchenjahr darstellt, so sind die zwölf Gesänge die motettische Chormusik für das Ordinarium der Gottesdienste und der Hauskirche. Christoph Kittel stellte die Werke zusammen und ließ sie drucken. Der Band mit den zwölf Stücken, deren genaue Datierung für die Entstehung nicht mehr auszumachen ist, wurde im Jahre 1657 veröffentlicht. Wie bereits bei Schütz' op. 4 (Cantiones sacrae) und op. 11 (Geistliche Chormusik) sollte auf Wunsch des Verlegers ein Bassum continuum hinzugefügt werden.

Die Zwölf geistlichen Gesänge werden von Hans Joachim Moser ihrer Bestimmung nach in Kirchenmusik (Stücke 1 - 9) und Schulmusik (Stücke 10 - 12) unterteilt; das heißt, dass die ersten neun Stücke dem gottesdienstlichen Musizieren dienen und davon die ersten sechs eine Messekomposition bilden. Die entsprechenden Teile sind Kyrie, Gloria, Credo, sowie die Einsetzungsworte und der 111. Psalm. Darauf folgt das deutsche Magnificat (Stücke 7 - 9), welches als Canticum der Vesper erklingt. Die Stücke für die Schulknaben (Stücke 10 - 12) stehen in kompositorischer Beziehung zu op. 4 und 11: mit der Geistlichen Chormusik haben sie die gottesdienstliche Bestimmung gemein, mit den Cantiones sacrae die Vierstimmigkeit und z.T. die schulmusikalische Beziehung. (Moser, a.a.O., S. 540)
Das "Ordinarium" der Hauskirche, wie damals die Hausandacht genannt wurde, war im wesentlichen die Tischliturgie, da Mette und Vesper entweder bei Hof oder in der Schule gehalten wurde.

Rezeption

Die Zwölf geistlichen Gesänge (SWV 420 - 431), Heinrich Schütz' op. 13, ist eine Motettensammlung für den liturgischen Gebrauch. Neben der deutschen Messe enthält die Sammlung noch andere vielfältig verwendbare Kompositionen und musikalische Tischgebete, die eindeutig für den praktischen Gebrauch zusammengestellt wurden vom Schütz-Schüler Christoph Kittel. Da nur das Deutsche Magnificat als Einspielung vorliegt, können die anderen Stücke entweder im Gottesdienst-Rahmen oder durch eigene Beschäftigung bekannt werden für den interessierten Hörer und Musikliebhaber bzw. -kenner.

originale Widmung

Kein Inhalt vorhanden.

übersetzte Widmung

Kein Inhalt vorhanden.

Widmungsträger

Widmungsträger  [Bild vergrößern][Bild vergrößern]

Die Sammlung der Zwölf geistlichen Gesänge wurde vom Komponisten nicht mit einer Dedikation versehen. Dafür soll hier die Vorrede aus dem Cantus-Stimmbuch von Christoph Kittel, dem Herausgeber angefügt werden.

Günstiger lieber Leser.

Nach dem diese Zeit über so lang in Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht. zu Sachsen u. Diensten ich mich unterthänigst befunden / von höchstgedachten Seiner Churfürstl. Durchl. wohlbestalten Capellmeister / Herrn Heinrich Schützen / ich allerhand Musicalische Sachen damit ich die mir untergebene Churfürstl. CapellKnaben / exercieren wollen / colligiret ??? habe / seynd mir unter andern auch diese zwölff Stücke dero Würdigkeit vorgekommen / daß ich sie iedoch mit bewilligung ietzo wohlgedachtes Herrn Authoris zu Gottes Ehren und Christlichen nützlichen Gebrauch / in Kirchen und Schulen zum öffentlichen Druck außfertigen und dabey mit wenigen erinnern wollen:
1. Daß diese Composition für einen völligen Chor / auch ohne die Orgel Vocaliter und Instrumentaliter zu musicieren eigendlich gemeinet und eingerichtet /
2. Daher auch der Bassus Continuus nicht aus noht / sondern nur nach beliebung dabey zugebrauchen / auff Gutachten des Buchhändlers / aufgesetzet / und zugleich mit heraus gegeben worden ist / und die Herren Organisten / welche etwa mit ihrer Orgel einzustimmen gedencken / derowegen freundlich erinnert werden / wo nicht das gantze Wercklein iedoch etzliche Stücke daraus / bevorab aber die Meß und das Magnificat / in ihre gewöhnliche Tabulatur oder Partitur zu übersetzen / und daraus mit einzuspielen.
3. Wo in dem Freudengesang des H. Bernhardi: Item in den Hymno: Christe fac ut sapiam darbey verzeichnet stehet / erster und ander Chor / daß dardurch nicht angedeutet werde / als ob es von 8. Stimmen sey: Sondern daß / wo Adjuvanten und zwey Copeyen vorhanden / solche Stücke gleich als per Choros mit bessern Effect gehöret werden können / massen denn solcher Meinung nach / insonderheit die Litaney wohl geschickt ist / seynd aber zu derselben / ehist gedachte Wort / darumb nicht verzeichnet worden / dieweil der Unterscheid des ersten und andern Chors darinnen sonst gnugsamb bekannt ist / und der Dirigent der Music seiner Beliebung nach / dann selbst zugebahren / oder aber umb gewisser Nachrichtung willen einen Chor von dem andern abzutheilen / und zu unterzeichnen wohl wissen wird. Lebe wohl.

Christoph Kittel.

originale Vorrede

Vorbemerkung zum 8. der "Zwölf geistliche Chorgesänge"

Erinnerung.

Dieweil die Teutzsche Poesi dieses Jubili sehr lang und in 50. Strophen verfasset gewesen / alß ist zu wissen / daß der Author dieselbigen in 10. Sätze und unter jeden Satz 5. Strophen gebracht / auch 5. Arien darüber auffgesetzet hat / worunter die in Sesquialtera die letzte ist / nach welcher dann das Signum Repetitionis verzeichnet worden / daß man so denn von forn an einen neuen Satz wieder anfahen / und nach Beliebung also continuiren solle / Demnach aber nichts minder auch alle 10. Sätze auff einmahl zu musiciren allzu lang fallen möchte / alß wird einem jeglichen frey gestellet seiner Beliebung nach zu continuiren, oder nach zulassen / ja auch nach anleitung der KirchenFesten und Zeiten Einen oder mehr Sätze alleine heraus zu nehmen und zu gebrauchen.
Die hinden nachgesetzte Strophe: Nu sey dem Vater Danck etc. dienet zum Beschluß / wann man enden wil / gleich wie die Psalmen mit dem Gloria pflegen beschlossen zu werden.

[in: Erich H. MÜLLER: Heinrich Schütz. Gesammelte Briefe und Schriften, Regensburg o. J. (1930), S. 266 - 267]


Vorbemerkung zum 9. der "Zwölf geistliche Chorgesänge"

Erinnerung.

Es thadelt zwar der Author die bißher in unsern Evangelischen Kirchen gebrauchte Manier des Absingens der Litaney keines weges / begehret auch hierinnen keine Enderung einzufüren / Alleine weil ihm mehrmals verdrüßlich vorgekommen / anzuhören / wie dieselbige an etlichen Orthen wieder alle Anmuth / derogestalt langsam und so gar langweilig außgedehnet worden / daß man seiner Meinung nach / auch alle Lust und Andacht darunter verlieren müssen / So ist Er hierdurch veranlasset worden / an dieselbe die Hand anzulegen / und nach arth der Litaneyen in eine gewisse Mensur einzurichten / welche in dieser Meynung und Hoffnung hierbey an des Tages Liecht mit heraus gegeben wird / daß Sie / wo nicht mit der Gemeine / doch von dem Musicalischen Chor und in die Orgel unterweilen zu einer Abwechselung / ohne grosse Zeitverseumung abgesungen / die Gemeine auch wo nicht mit der Stimme / jedoch im Sinne mit ihrer Andacht werde nachfolgen können.

[in: Erich H. MÜLLER: Heinrich Schütz. Gesammelte Briefe und Schriften, Regensburg o. J. (1930), S. 267 - 268]

übersetzte Vorrede

Kein Inhalt vorhanden.

Quellenangaben Sound

Heinrich Schütz: Meine Seele erhebet den Herren. Deutsches Magnificat. aus: Zwölf geistliche Gesänge., Auf CD: Natus est Jesu. Baroque Christmas Music, Basler Madrigalisten, Orchestra of the Schola Cantorum Basiliensis, Fritz Näf, Deutsche Harmonia Mundi, 1990

Quellenangaben Noten

Heinrich Schütz: Zwölf geistliche Gesänge. Neue Ausgabe sämtlicher Werke, Bd. 7, hrsg.: Konrad Ameln, Kassel, 1988

Quellenangaben Bild

Porträt, Landgraf Moritz von Hessen, Kupferstich, W. Kilian, Archiv Heinrich-Schütz-Haus Bad Köstritz, um 1620

Titelbild, Zwölf geistliche Gesänge, Neue Ausgabe sämtlicher Werke, Bd. 7, hrsg.: Konrad Ameln, Kassel 1988

Quellenangaben Literatur

Martin Gregor-Dellin, Heinrich Schütz. Sein Leben, sein Werk, seine Zeit, München, 1984

Konrad Ameln, Vorwort zu: Heinrich Schütz: Zwölf geistliche Gesänge. Neue Ausgabe sämtlicher Werke, Bd. 7, S. VI-IX, hrsg.: Konrad Ameln, Kassel, 1988

Christoph Kittel, Vorrede zum Erstdruck der Zwölf geistlichen Gesänge. in: Heinrich SCHÜTZ: Zwölf geistliche Gesänge. Neue Ausgabe sämtlicher Werke, Bd. 7, hrsg.: Konrad Ameln, Kassel, 1988

Otto Brodde, Heinrich Schütz. Weg und Werk, Kassel, 1972

Michael Heinemann, Heinrich Schütz und seine Zeit, Laaber, 1993

Erich H. Müller, Heinrich Schütz. Gesammelte Briefe und Schriften, Regensburg o. J., 1930

 

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