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Ihre Auswahl: Schütz-Werke-Verzeichnis 50

Originaltext

Historia der fröhlichen und siegreichen Auferstehung
unsers einigen Erlösers und Seligmachers
Jesu Christi
(Auferstehungshistoria)

Chorus
Die Auferstehung unsers Herren Jesu Christi, wie uns die von den vier Evangelisten beschrieben wird.

Evangelist
Da der Sabbath vergangen war, Maria Magdalena, und die andre Maria, welche genennet wird Jacobi und Salome,
und Johanna, und andre mit ihnen, die mit Jesu kommen waren aus Galiläa, kauften und bereiteten die
Spezerei, daß sie kämen und salbeten Jesum, denn den Sabbath über waren sie still nach dem 
Gesetze. Am Abend aber der Sabbathen, welcher anbricht am Morgen des ersten Tages der Sabbathen sehr 
früh, da es noch finster war, kommen sie zum Grabe, da die Sonne aufging, und trugen die Spezereien, 
die sie bereitet hatten. Und siehe, es geschah ein groß Erdbeben, denn der Engel des Herren stieg vom 
Himmel herab, trat hinzu und wälzet den Stein von des Grabes Tür, und setzte sich drauf, und sein 
Gestalt war wie der Blitz und sein Kleid weiß als der Schnee. Die Hüter aber erschraken vor Furcht und 
wurden, als wären sie tot. Die Weiber aber sprachen unter einander:

Die drei Weiber oder Marien
Wer wälzet uns den Stein von des Grabes Tür?

Evangelist
Denn er war sehr groß. Und sie sahen dahin und wurden gewahr, daß der Stein abgewälzet war 
vom Grabe, und sie gingen hinein in das Grab und funden den Leib des Herren Jesu nicht. Da läuft Maria 
Magdalena hinweg, solchs nachzusagen, und da die Weiber darum bekümmert waren, daß der Leib 
Jesu nicht da war, siehe, da traten zu ihnen zweene Männer mit glänzenden Kleidern, und sie 
erschraken und schlugen ihr Angesicht nieder zu der Erden. Da sprachen sie zu ihnen:

Die zweene Männer im Grabe
Was suchet ihr den Lebendigen bei den Toten? Er ist nicht hie, er ist auferstanden! Gedenket daran, was er euch 
saget, da er noch in Galiläa war und sprach: des Menschen Sohn muß überantwortet werden in die 
Hände der Sünder, und gekreuziget werden, und am dritten Tag auferstehen!

Evangelist
Und sie gedachten an seine Wort und gingen vom Grabe und verkündigten das darnach den Elfen und den 
andern allen, und sagten solches den Aposteln, und es däuchten sie ihre Wort eben als wärens 
Märlein, und glaubten ihnen nicht. Da aber Maria Magdalena also läuft wie gesagt, kommt sie zu 
Simon Petro und zu dem andren Jünger, welchen Jesus lieb hatte, und spricht zu ihnen:

Maria Magdalena
Sie haben den Herren weggenommen aus dem Grabe, und wir wissen nicht, wo sie ihn hingeleget haben.

Evangelist
Da ging Petrus und der ander Jünger hinaus und kamen zu dem Grabe; es liefen aber die zweene 
Jünger zugleich, und der ander Jünger lief zuvor, schneller denn Petrus, und kam am ersten zum Grabe, 
gucket hinein und siehet die Leinen geleget, er ging aber nicht hinein. Da kommt Simon Petrus ihm nach und ging 
hinein in das Grab und siehet die Leinen gelegt, und das Schweißtuch, das Jesu um das Haupt gebunden 
ward, war nicht bei den Leinen gelegt, sondern beiseit eingewickelt an ein besondern Ort. Da ging auch der 
Jünger hinein, der am ersten zum Grabe kam, und sahe und glaubte es. Denn sie wußten die Schrift 
noch nicht, daß er von den Toten auferstehen müßte. Da gingen die Jünger wieder zusammen, 
und Petrus verwundert sich, wie es zuging. Maria aber stand vor dem Grabe und weinet draußen. Als sie nun 
weinet, gucket sie in das Grab und siehet zweene Engel in weißen Kleidern sitzen, einen zu Häupten und 
den andern zu Füßen, da sie den Leichnam Jesu hingeleget hatten, und dieselben sprachen zu ihr:

Zweene Engel
Weib, Weib, was weinest du?

Evangelist
Sie spricht zu ihnen:

Maria Magdalena
Sie haben meinen Herren weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingeleget haben.

Evangelist
Und als sie das saget, wandte sie sich zurücke und siehet Jesum stehen und weiß nicht, daß es 
Jesus ist. Spricht Jesus zu ihr:

Jesus
Weib, was weinest du, wen suchst du?

Evangelist
Sie meinet, es sei der Gärtner und spricht zu ihm:

Maria Magdalena
Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, wo hast du ihn hingelegt, so will ich ihn holen.

Evangelist
Spricht Jesus zu ihr:

Jesus
Maria!

Evangelist
Da wandte sie sich um und spricht zu ihm:

Maria Magdalena
Rabbuni!

Evangelist
Das heißt: Meister! Spricht Jesus zu ihr:

Jesus
Rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater. Gehet aber hin zu meinen 
Brüdern und saget ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem 
Gott!

Evangelist
Dies ist die Maria Magdalena, von welcher Jesus austrieb sieben Teufel, welcher er am ersten erschien, da er 
auferstanden war, früh am ersten Tage der Sabbathen. Und sie ging hin und verkündigets denen, 
die mit ihm gewesen waren, die da Leide trugen und weineten, daß sie den Herren gesehen hatte, 
und solchs hätt’ er zu ihr gesagt. Und dieselbigen, da sie höreten, daß er lebt und wäre ihr 
erschienen, glaubten sie nicht. Die Weiber aber gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling zur 
rechten Hand sitzen, der hatte ein lang weiß Kleid an, und sie entsetzten sich. Es war der Engel des Herren, 
er aber sprach zu ihnen:

Der Jüngling am Grabe
Entsetzt euch nicht! Ich weiß, daß ihr suchet Jesum von Nazareth, den gekreuzigten. Er ist nicht hie, 
er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommet her und sehet die Stätte, da der Herr gelegen ist, und gehet 
schnell hin und sagets seinen Jüngern und Petro, daß er auferstanden sei von den Toten, und siehe, 
er wird für euch hingehn in Galiläa, da werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat. Siehe, ich hab es 
euch gesagt!

Evangelist
Und sie gingen schnell zum Grabe hinaus, mit Furcht und großer Freude, und liefen, daß sie es seinen 
Jüngern verkündigten; denn es war sie Zittern und Entsetzen ankommen, und sagten niemand nichts, 
denn sie furchten sich. Und da sie gingen, seinen Jüngern zu verkündigen, siehe da begegnet ihnen 
Jesus und sprach:

Jesus
Seid gegrüßet!

Evangelist
Und sie traten zu ihm und griffen an seine Füße und fielen vor ihm nieder. Da sprach Jesus zu ihnen:

Jesus
Fürchtet euch nicht, gehet hin und verkündiget es meinen Brüdern, daß sie hingehn in 
Galiläam, daselbst werden sie mich sehen!

Evangelist
Da sie aber hin gingen, siehe, da kamen etliche von den Hütern in die Stadt und verkündigten den 
Hohenpriestern alles, was geschehen war. Und sie kamen zusammen mit den Ältesten und hielten einen Rat 
und gaben den Kriegsknechten Geldes genug und sprachen:

Die Hohenpriester
Saget, seine Jünger kamen des Nachts und stahlen ihn, dieweil wir schliefen, und wo es wird auskommen 
beim Landpfleger, wollen wir ihn stillen, und schaffen, daß ihr sicher seid.

Evangelist
Und sie nahmen das Geld und taten, wie sie gelehret waren. Und solche Rede ist ruchbar worden bei den Juden 
bis auf den heutigen Tag. Und siehe, Zweene aus ihnen gingen an demselbigen Tage in einen Flecken, 
der war von Jerusalem sechzig Feldweges weit; des Nam heißt Emmaus. Und sie redeten miteinander von 
allen diesen Geschichten, und es geschah, da sie so redeten und befragten sich miteinander, 
nahet Jesus zu ihnen und wandelte mit ihnen. Aber ihre Augen wurden gehalten, daß sie ihn nicht erkannten, 
denn in einer andern Gestalt erschien er ihnen. Er sprach aber zu ihnen:

Jesus
Was sind das für Reden, die ihr zwischen euch handelt unterwegen und seid traurig?

Evangelist
Da antwortet einer mit Namen Cleophas und sprach zu ihm:

Cleophas
Bist du allein unter den Fremdlingen zu Jerusalem, der nicht wisse, was in diesen Tagen darinnen geschehen ist?

Evangelist
Und er sprach zu ihm:

Jesus
Welches?

Evangelist
Sie aber sprachen zu ihm:

Cleophas und sein Geselle
Das von Jesu von Nazareth, wie er war ein Prophet, mächtig von Taten und Worten; wie ihn unsre 
Hohenpriester und Obristen überantwortet haben zum Verdammnis des Todes und gekreuziget. 
Wir aber hofften, er sollt Israel erlösen, und über alles ist heut der dritte Tag, daß solches 
geschehn ist. Auch haben uns erschreckt etliche Weiber der unsern; die sind früh bei dem Grabe gewesen, 
haben seinen Leib nicht funden, kommen und sagen, sie haben ein Gesichte der Engel gesehen, welche sagen, 
er lebe! Und etliche unter uns gingen hin zum Grabe und fundens also, wie die Weiber sagten; aber ihn funden sie 
nicht.

Evangelist
Und er sprach zu ihnen:

Jesus
O, ihr Toren, und träges Herzen, zu glauben alle dem, das die Propheten geredet haben! Mußte nicht 
Christus solches leiden und zu seiner Herrlichkeit eingehen?

Evangelist
Und fing an von Mose und allen Propheten und legt ihnen die Schrift aus, die von ihm gesaget waren. 
Und sie kamen nahe zum Flecken, da sie hingingen, und er stellet sich, als wollt er fürder gehen, 
aber sie nötigten ihn und sprachen:

Cleophas und sein Geselle
Bleibe bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneiget.

Evangelist
Und er ging hinein, bei ihnen zu bleiben, und es geschah, da er mit ihnen zu Tische saß, nahm er das Brot, 
dankt, brachs und gabs ihnen. Da wurden ihre Augen geöffnet und erkenneten ihn. Und er verschwand vor 
ihnen und sie sprachen untereinander:

Cleophas und sein Geselle
Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redet auf dem Wege, als er uns die Schrift öffnet!

Evangelist
Und sie stunden zu derselbigen Stunde auf und kehreten wieder gen Jerusalem, und funden die Elfe versammelt 
und die bei ihnen waren, welche sprachen:

Die Elfe zu Jerusalem versammelt
Der Herr ist wahrhaftig auferstanden und Simoni erschienen!

Evangelist
Und sie erzählten ihnen, was auf dem Wege geschehen war, und wie er von ihnen erkannt wäre an 
dem, da er das Brot brach, und denen glaubten sie auch nicht. Es war aber am Abend desselbigen Sabbaths, 
und die Tür war verschlossen, da die Jünger versammelt waren, aus Furcht vor den Juden. Da sie aber 
davon redeten kam Jesus selbst, da sie zu Tische saßen, und trat mitten ein und spricht zu ihnen:

Jesus
Friede sei mit euch!

Evangelist
Und schalt ihren Unglauben und ihres Herzens Härtigkeit, daß sie nicht geglaubet hatten denen, 
die ihn gesehen hatten auferstanden. Sie aber erschraken und furchten sich, meineten, 
sie sähen einen Geist, und er sprach zu ihnen:

Jesus
Was seid ihr also erschrocken, und warum kommen solche Gedanken auf in euren Herzen? 
Sehet, meine Hände und meine Füße! Ich bin es selbst, fühlet mich und sehet; 
denn ein Geist hat nicht Fleisch und Beine, wie ihr sehet, daß ich habe.

Evangelist
Und als er das saget, zeiget er ihnen Händ und Füße und seine Seite: 
Da wurden die Jünger froh, daß sie den Herren sahen. Da sie aber noch nicht glaubten vor 
Freuden und sich verwunderten, sprach er zu ihnen:

Jesus
Habt ihr hie zu essen?

Evangelist
Und sie legten ihm vor ein Stück vom gebraten Fisch und Honigseims, und er nahms und aß vor ihnen. 
Er sprach aber zu ihnen:

Jesus
Dies sind die Reden, die ich zu euch saget, da ich noch bei euch war; denn es muß alles erfüllet werden, 
was von mir geschrieben ist in dem Gsetz Mosi, in den Propheten und in den Psalmen!

Evangelist
Da eröffnet er ihnen das Verständnis, daß sie die Schrift verstunden, und sprach zu ihnen:

Jesus
Also ist es geschrieben, und also mußte Christus leiden und auferstehn von den Toten am dritten Tage, 
und predigen lassen in seinem Namen Buß und Vergebung der Sünden unter allen Völkern, 
und anheben zu Jerusalem.
Ihr aber seid des alles Zeugen!

Evangelist
Und abermal sprach er zu ihnen:

Jesus
Friede sei mit euch! Gleich wie mich mein Vater gesandt hat, also sende ich euch.

Evangelist
Und als er das saget, blies er sie an und spricht zu ihnen:

Jesus
Nehmet hin den heilgen Geist! Welchen ihr die Sünden erlasset, den sind sie erlassen, und welchen ihr sie 
toriabehaltet, den sind sie behalten!

Beschluss, Chorus
Gott sei Dank, der uns den Sieg gegeben hat durch Jesum Christum, unsern Herren! Victoria!
Sound

Songauszug

Entstehung

Titelblatt  [Bild vergrößern][Bild vergrößern]

Die Zeit der 1620er Jahre war für Heinrich Schütz geprägt von einer ungeheuren Produktivität, die einerseits aus der Notwendigkeit des Schaffenmüssens und dem gleichzeitigen Bedürfnis Schaffen zu wollen erwuchs; innerhalb weniger Jahre, also nach den Psalmen Davids von 1619, entstanden neben der Historia der fröhlichen und siegreichen Auferstehung unsers einigen Erlösers und Seligmachers Jesu Christi, der Dialogo per la Pascua ein Osterdialog, weitere mehrchörige Psalmen, eine Anzahl weltlicher Lieder und Gesänge, der Trauergesang zur Beisetzung der Kurfürstin-Mutter, der Herzogin Sophie, am 28. Januar 1623, mehrere politische Musiken u.v.m.

Die Auferstehungshistorie ist das erste oratorische Werk von Heinrich Schütz. Den Erstdruck dieses „genialsten“ Stückes, wie es Walter Simon Huber in seinem Geleitwort zur 1956 herausgegebenen Ausgabe ausdrückte (S. 63), legte der 38jährige 1623 vor. Dieser Erstdruck umfaßt 7 Stimmhefte (für Evangelisten, Chor und Solisten, Generalbaß und 4 Violen). Der einzige vollständige Erstdruck ist in der Deutschen Staatsbibliothek zu Berlin erhalten; unvollständige Exemplare befinden sich in Grimma und Kamenz in den Archiven!

Die Textfassung für das Osteroratorium ist eine Kompilation (= durch zusammengetragene Quellen entstandene[r] Schrift / Text) der vier Evangelien, die vielleicht auf Bugenhagen und Johann Walter zurückging, und löste mit der ersten Dresdner Aufführung von 1623 diejenige Fassung von Schütz’ Vorgänger im Kapellamt, Antonio Scandello, ab. Das überraschende und gleichzeitig schöne ist die Schlichtheit, mit der zu Herzen geredet wird, der Vorrang von Wortverständnis und Gemeindefreundlichkeit, der die gelegentlich kühnen Modulationen fast vergessen läßt.

Analyse

Das oratorische Werk der Auferstehungshistorie umfaßt sieben Teile: Eingangs- und Abschlußchor, drei Szenen, die voneinander getrennt sind durch Zwischenspiele. Charakteristisch ist vor allem Heinrich Schütz’ Kunst der Imitation, die sich am auffallendsten zeigt in den dramatischen Steigerungen der „Duos“, im „Terzett“ und in den Chören! Von besonderer Klangpracht und in innerer Größe ist der doppelchörige Beschluß, wo der eine Chor in geschlossener Vierstimmigkeit den ebenfalls geschlossenen vierstimmigen andern Chor beständig imitiert, während der Evangelist als 9. Stimme auf freien Rhythmen das Gewoge des 8stimmigen Doppelchores mit „Victoria“-Rufen durchdringt.
Auffallend in der Tonsprache von Schütz sind: die häufige Verwendung übermäßiger Dreiklänge, der zum Teil überraschend und öfter auftretende Wechsel in entferntere Tonarten, Überschneidungen der Singstimmen, wirkungsvolle Sekundreibungen, Tonwiederholungen bei großer dramatischer Steigerung und Punktierung bei majestätisch-feierlichen Begriffen. Die Tonsprache weist bei Schütz nicht nur tonsymbolische Einzelmotive, sondern engste Beziehungen zwischen solchen Motiven gleichen oder ähnlichen Gehalts auf. Beispielsweise wurden für die Tonsymbole im Werk von Johann Sebastian Bach ein Verzeichnis von 20 bis 25 Elementarthemen aufgestellt, in dem laut Albert Schweitzer „fast alle charakteristischen Ausdrücke wurzeln, die durch ihre regelmäßige Wiederkehr in den Kantaten und Passionen auffallen.“ (Geleitwort S. 69, NSA Bd. 3) Eine eben solche Beziehung zwischen wichtigen Themen und Motiven läßt sich auch bei Schütz nachweisen, so der Herausgeber Walter Simon Huber in seinem edierten Band der Auferstehungshistorie von 1956. Diese Themen und Motive sind aufgeteilt in folgende „Kategorien“: 1. Orgelpunkt, 2. Wellen- und Schwebemotiv, 3. Aufsteigende Motive, 4. Absinkende Motive, 5. Umbiegende Motive A und 6. Umbiegende Motive B.

Aufgebaut ist das oratorienhafte Werk aus drei Großchören (zwei sechsstimmigen am Anfang und in der Mitte, sowie einem doppelchörigen mit seperater 9. Stimme des Evangelisten) und dazwischen beherrschen die rezitativischen Teile das Stück, begleitet von Orgel- oder Gambenklang. In den Rezitativen kommen der Evangelist, der das Geschehen berichtet, oder andere mitredende Personen (Colloquenten), oder aber auch die Stimme Jesu zu Wort. (vgl. Dellin 125/126).

Rezeption

Kein Inhalt vorhanden.

originale Widmung

Kein Inhalt vorhanden.

übersetzte Widmung

Kein Inhalt vorhanden.

Widmungsträger

Kein Inhalt vorhanden.

originale Vorrede

Die Historia von der Auferstehung Jesu Christi wurde niemanden dediziert, jedoch hielt es Schütz für notwendig, dem Druck eine Vorrede voranzustellen. Darin legt der Komponist des Werkes seine Vorstellungen dar und gibt aufführungspraktische Hinweise.

Dem Leser meinen Gruß vnd Dienst.

Wer gegenwertige meine Compostion, die Histori der frölichen vnd Siegreichen Aufferstehung vnsers HErrn Gottes, Erlösers vnd Seligmachers Jesu Christi repraesentiren will, hat auff zwey Chor achtung zugeben vnd dieselben zubestellen, als nemlichen:
1. Den Chor des Evangelisten.
2. Den Chor der Personen Colloquenten.
Stehet aber in eines jeden gefallen, das nach des Orts vnd der Musicorum gelegenheit, er beyde Chor an einen Ort beysammen verbleiben lasse, oder voneinander absondern thue.

Vom CHOR des Evanglisten.

1. Der Evangelist kan in ein Orgelwerck, Positiff, oder auch in ein Instrument, Lauten, Pandor, &c. nach gefallen gesungen werden, wie dann zu dem ende die Wort des Evangelisten vnter den Bassum continuum mitgesetzt worden. Es ist aber der Organist, welcher seine Person hier wol vertreten will, zuerjndern, daß so lange der falsobordon in einen thon weret, er auff der Orgel, oder Instrument, mit der Hand jmmer zierliche vnd appropiirte leuffe oder passaggi darunter mache, welche diesem Werck, wie auch allen andern falsobordonen die rechte art geben, sonsten erreichen sie jhren gebührlichen effect nicht.
2. Wann man es aber haben kan, ist besser daß die Orgel vnd anders hier ausbleibe, vnd an stadt derselben nur vier Violen di gamba (welche hierbey auch zufinden) die Person des Evangelisten zubegleiten gebraucht werden.
3. Es will aber von nöthen seyn, daß die vier Violen, mit der Person des Evangelisten, sehr fleissig practicirt werden, folgender massen: Der Evangelist nimpt seine partey für sich, vnd recitiret dieselbe ohne einigen tact, wie es jhm bequem deuchtet, hinweg, helt auch nicht lenger auff einer Sylben, als man sonsten in gemeinen langsamen vnd verstendlichen Reden zu thun pfleget.
So dürffen die Violen auch auff keinen tact, sondern nur auff die Wort, welche der Evangelist recitiret, vnd in jhren parteijen vnter den falsobordon geschrieben seynd, achtung geben, so kan man nicht irren, Es mag auch etwa eine Viola vnter den hauffen passegiren, wie im falsobordon gebreuchlichen ist, vnd einen guten effect gibt.
4. Auch ist zu mercken, daß in den vier parteijen der Violen, der Bassus Continuus der Personen colloquenten mit gesetzt worden, zu dem ende, daß sie nachrichtung haben können, wenn sie mit der Person des Evangelisten widerumb anfangen sollen, damit das Werck fein ordentlich ohne confusion auffeinander folge.
5. Zu Ende in denen Büchern der vier Violen di gamben, ist auch ein Chor aus dem Beschluß à 9. copiret, auff daß, si placet, derselbe mitgezeiget werden könne.
Vom CHOR der Personen Colloquenten.
1. Dieser Chor mus der Orgel nahe seyn, weil alle diese actiones in ein gar still getacktes, damit man der Sänger pronuntiationes deutlich vernehmen könne, musiciret werden müssen.
2. Diesem Chor kan auch der Capellmeister, oder wer sonst das Werck dirigiret, beywohnen, vnd einen rechtmessigen langsamen appropiirten tackt, (darinnen gleichsam die Seele vnd das Leben aller Music bestehet) darzu geben.
3. In den grössern Buch, darinnen dieser Chor geschrieben ist, befinden sich auch die Worte des Evangelisten, zu dem ende, daß die Personen sich daraus ersehen können, wenn sie anzufangen haben.
4. Wann in der Histori bißweilen nur eine Person redet, als nemlich, der HErr Christus, Maria Magdalena, etc. habe ich ein Duo gesetzet, vnd sonderlich des HErrn Christi Person, mit einem Alt und Tenor, können beyde Stimmen, oder nur eine gesungen, die andre Instrumentaliter gemacht, oder auch wol, si placet, gar ausgelassen werden.
5. Wo Chorus vor einem Vers stehet, bedeutet daß derselbe pleno choro kan musiciret werden.
Zur nachrichtigung wil ich die Parteyen, so zu dieser
Historien gehören, specificiren.
1. Ein grosses Buch, darinnen die Personen Colloquenten zu finden.
2. Ein Buch zu des Evangelisten Stim.
3. Vier Bücher zu vier Viol di gamba.
4. Der Bassus Continuus.
Es were zwar noch viel zuerjndern, auff was massen diese Histori mit besserer gratia oder anmuth musiciret werden köndte, wann nemlich der Evangelist allein gesehen würde, die andern Personen alle verborgen stünden, vnd was mehr dergleichen ist. Hab es aber mit fleiß vbergehen vnd verstendigen Musicis anheim stellen wollen, nicht zweiffelnde, wann sie das Werck für die Hand nehmen möchten, solches alles des Orts gelegenheit vnd andre Vmbstände jhnen selbsten an die hand geben werden. Vnterdessen aber wollen sie diese obgesetzte geringe Nachrichtung von mir in besten vermercken, vnd mich zu jhrer gönstigen affection befohlen seyn lassen.

Datum Dreßden am Tage Annunciationis Mariæ, Anno 1623.
Henrich Schütz,
Author.

[ in: Erich H. MÜLLER: Heinrich Schütz. Gesammelte Briefe und Schriften, Regensburg o. J. (1930), S. 69 - 72]

übersetzte Vorrede

Kein Inhalt vorhanden.

Quellenangaben Sound

Heinrich Schütz: Historia der Geburt und Auferstehung Jesu Christi, Kammerchor Stuttgart, Musica Fiata Köln, Frieder Bernius, Sony Classical, 1990

Quellenangaben Noten

Heinrich Schütz: Historia der Auferstehung Jesu Christi. Neue Ausgabe sämtlicher Werke, Walter Simon Huber, Kassel, 1956

Quellenangaben Bild

Titelbild, Auferstehungshistorie, Druckfaksimile, Archiv Heinrich-Schütz-Haus Bad Köstritz

Quellenangaben Literatur

Martin Gregor-Dellin, Heinrich Schütz. Sein Leben, sein Werk, seine Zeit, München, 1984

Otto Brodde, Heinrich Schütz. Weg und Werk, Kassel, 1972

Michael Heinemann, Heinrich Schütz und seine Zeit, Laaber, 1993

Heinz Krause-Graumnitz, Heinrich Schütz. Sein Leben im Werk und in den Dokumenten seiner Zeit., 2 Bände, Leipzig, 1985

Erich H. Müller, Heinrich Schütz. Gesammelte Briefe und Schriften, Regensburg o. J., 1930

 

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