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Ihre Auswahl: Schütz-Werke-Verzeichnis 265

Übersetzung

O wie bezückend, wie schön du bist,
du meine Freundin, du
meine Taube, du meine Göttin,
du meine süße Reine!
O wie schön du bist.
O diese Augen blicken gleich einer Taube.
O wie schön du bist.
Der Locken Zierde gleicht den Fellen von Lämmern.
O wie schön du bist.
Deine Zähne funkeln gleich weißer Wolle.
O wie schön du bist.
Wie ein purpurnes Perlenband glänzt deine Lippe.
O wie schön du bist.
Gleich den Türmen Davids reckt sich dein Hals.
O wie schön du bist.
Und dein schimmernder Busen schmiegt sich wie
ein Rehelein an die Zwillingsschwester.
O wie schön du bist.

[NSA Bd. 13, Zusammenstellung aus: Hoheslied, Kap. 4,2 und 5]
 
Sound

Songauszug

Entstehung

Titelblatt  [Bild vergrößern][Bild vergrößern]

Die Symphoniae sacrae I, die 1629 von Heinrich Schütz gedruckt vorgelegt wurden, sind die "künstlerische Frucht" seines zweiten venezianischen Aufenthaltes. Auf diesen ersten Teil folgen 1647 und 1650 noch zwei weitere. Während bei Schütz' erster Venedigreise Giovanni Gabrieli sein Lehrmeister war, nahm beim zweiten Studienaufenthalt Claudio Monteverdi diese Position ein. Monteverdis "Ausdrucksmusikertum", insbesondere der "redende Stylus" seiner dramatischen Werke, war für Schütz das anziehende Neue. Gewidmet hatte Schütz diese Sammlung von 20 geistlichen Konzerten dem ältesten Sohn Johann Georgs I., dem Kurprinzen und späteren Churfürsten Johann Georg II. In der lateinischen Vorrede erwähnte Schütz merkwürdigerweise nur seinen ersten Lehrer Gabrieli und mit keinem Wort Monteverdi. Dem Adressaten der Widmung begegnet der Autor mit gleicher untertäniger Devotion, wie er diese dem Churfürsten zuteil werden lässt.

Die ausdruckshafte, durch sprechende Kontraste geschärfte, wortbestimmte Affektmonodie Monteverdischer Prägung verwirklichte Schütz im 1. Teil der Symphoniae sacrae innerhalb der kammermusikalischen Grenzen jenes vokal-instrumentalen "Mischstils", wie er damals in Italien allgemein en vogue war. Dabei überrascht vor allem die Mannigfaltigkeit in der klanglichen Tönung: Solostücke, Duette, Terzette aller Stimmgattungen (bevorzugt Männerstimmen) werden mit eigenartigen instrumentalen Farben und Farbmischungen (Streicher, Bläser) kombiniert, die ebenso von der Gefühls- und Ausdruckswelt des Textes her bestimmt sind wie der melodische Stil der Gesangsteile. (Gerber, a.a.O, S. VII)

Analyse

Die Sammlung geistlicher Konzerte - Symphoniae sacrae. Opus Sextum. Opus Ecclesiasticum Secundum. (SWV 257 - 276) - brachte Schütz als gedrucktes Werk von seiner zweiten Venedigreise mit. Er wählte für seine lateinisch textierten Konzerte für ein bis drei Solostimmen und Instrumente den Titel, den schon sein Lehrer Giovanni Gabrieli für seine groß angelegten Konzerte verwendet. Für die 20 Stücke wurden sieben Textvorlagen dem Psalter entnommen, acht einer Kompilation aus Versen verschiedener Psalmen und eine neunte aus dem Lobgesang der Hanna - einem Alttestamentlichen Canticum. Die Mehrzahl der geistlichen Konzerte stellen Psalmvertonungen dar, davon führen sechs Stücke das Thema des Eingangsteils "Paratum cor meum, Deus, cantabo et psallam" fort und entfalten es. Neben den Psalmenstehen Texte des Alten Testaments, die Absalom-Klage aus dem 2. Buch Samuel und vier Stücke aus dem Hohen Lied. Nur einen neutestamentlichen Text "Venite ad me omnes" wählte Schütz aus. Die Besetzungen der einzelnen Konzerte ist vielgestaltig: acht Konzerte sind die Singstimmen als Soli, in vier als Duette, in zwei als Terzetten gesetzt und eines ist ein Zwiegespräch zwischen S und S-T-Duett. Auch das Instrumentarium ist sehr abwechslungsreich mit Geigen, Gamben, Flautino (Diskant-Schnabelflöte), Fiffaro (Schalmei), Cornetto und Cornettino Zink-Formen). Fagott, Trompete und Posaune verlangt und natürlich ein Generalbassinstrument.
In der kompositorischen Erfindung und Gestaltung sind die Symphoniae sacrae I eine unmittelbare Fortsetzung der Linie, die bei den Psalmen Davids begann und zu der vollendeten Ausdruckskunst der Cantiones sacrae führten. Was bei den früheren Stücken chorisch gesehen erreicht wird, findet seine Übertragung auf die solistische Ebene. In den Symphoniae sacrae betreibt Schütz eine solistisch gesteigerte Deklamationskunst mit gelegentlichen exklamatorischen Ausbrüchen. [...] Wieder finden sich zur Wortdarstellung klingende Gleichnisse und Figuren, wieder ist die rhythmische Gestaltung der Melodik gleichsam die Stilisierung der Wortbetonung. (Brodde, a.a.O., S. 117) Bei der anschaulichen Bildhaftigkeit und melodischen Gestaltung verschiedener Worte, sowie bei der Tonartenwahl und der klanglichen Gestaltung ging Schütz von den Grundsätzen der madrigalischen Ausdruckskunst aus, ohne sich dabei sklavisch an das "Modell" zu binden.
Die Instrumente haben formale oder auch interpretatorische Funktion, die meistens zusammenfallen. Als instrumentale Einleitungs- oder Zwischenmusiken fungieren sie als selbständigen Einleitungssinfonien mit frei gewähltem Motiv-Material oder einer Vorwegnahme des nachfolgenden Motiv-Material und / oder dienen als Zwischenmusiken der Gliederung des jeweiligen Konzertes. Das Themenmaterial für diese Interludien muß nicht zwingend in Beziehung zum vorangegangenen oder nachfolgenden stehen.

Rezeption

Heinrich Schütz bezeichnet im Titel seine Symphoniae sacrae I als Opus ecclesiasticum secundum, ein Zusatz, der zu Spekulationen führte, welches dann das Opus primum ecclesiasticum sei - die Cantiones sacrae? Otto Brodde gibt zu Bedenken, dass Schütz mit den lateinisch textierten geistlichen Konzerten sowohl dem evangelischen lateinischen als auch dem katholischen, ohnehin lateinischen Gottesdienst ein Angebot machen wollte. Im Zuge der allgemeinen Schütz-Renaissance wurden auch die Symphoniae sacrae aus der Versenkung hervorgehoben und den Musikpraktikern und Musikliebhabern und -interessierten zugänglich gemacht.

originale Widmung

Kein Inhalt vorhanden.

übersetzte Widmung

Kein Inhalt vorhanden.

Widmungsträger

Widmungsträger  [Bild vergrößern][Bild vergrößern]

Dem sechzehnjährigen, musikbegabten sächsischen Kronprinzen Johann Georg, dem zukünftigen Kurfürst Johann Georg II. (1613 - 1680), widmete Schütz seine Symphoniae sacrae I. In seiner Dedikationsschrift begegnet der gestandene Komponist dem Kurprinzen mit der gleichen Devotions-Deklaration und der Nennung der zahlreichen Titeln wie Schütz sie auch dem Kurfürsten entbietet. Die Absicht dieser Widmung ist laut Krause-Graumnitz (Bd. II, S. 14) erzieherisch und auf die Zukunft gerichtet. Eine aufschlußreiche Novität ist, daß Schütz als Begleiter durch die gar lieblichen Gefilde der Musik auch den Kurprinzen zu seinen Schülern zählen konnte. Nach dem Tode seines Vaters Johann Georg I. übernahm der erstgeborene Johann Georg II. 1657 die Regierungsgeschäfte am Hofe in Dresden. Auf Grund der (Auf-)Teilung Kursachsen in "Stammhaus" und die drei Sekundogenituren Sachsen Zeitz, Merseburg und Weißenfels war die politische Handlungsfähigkeit eingeschränkt und die Höfe konzentrierten sich auf das gesellschaftlich-kulturelle Leben! Nachdem die Chursächsische Hofkapelle durch den Krieg sehr dezimiert wurde und die Gelder für Kultur ausblieben, ging es nach dem an der Substanz zehrenden Krieg wieder aufwärts. Bereits 1666 betrug der Etat der Hofkapelle die finanziellen Mittel, um mehr als fünfzig Kapellmitglieder bezahlen zu können. (Gregor-Dellin, S. 347)

originale Vorrede

Des Heiligen Römischen Reiches Kurfürsten zu Sachsen erstgeborenem Sohn,
dem durchlauchtigsten Fürsten und Herrn,
Herrn Johann Georg von Sachsen,
Herzog von Jülich, Cleve und Berg, Landgrafen von Thüringen,
Markgrafen von Meißen, Grafen von Mark und Ravensberg, Herrn zu Rabenstein usw.,
dem Heldenjüngling, der Zierde des Hauses Sachsen, der sehnlichst erwünschten Hoffnung seines Vaterlandes, seinem gnädigsten Herrn, entbietet Heinrich Schütz seine Grüße.

Trefflicher Fürst!
Wenn ich auch in der Ferne weile, so bin ich Euch doch nah. Ich glaube nämlich, daß ich Euch gemäß dem Gebot Eures Hohen Vaters noch immer ein Begleiter durch die gar lieblichen Gefilde der Musik bin. Denn als ich aus meinem Hafen absegelte, verlieh mir sozusagen Fahrt die allzeit bewährte Freigebigkeit- ich spreche von meiner materiellen Sicherstellung- dessen, der mir diese Möglichkeit geschaffen hat, und so kann ich, versorgt, gleichermaßen bei Euch weilen und umherschweifen; denn auch Ihr seid mir ein Leitbild, so daß ich zu meiner Freude während meiner ganzen Fahrt auf wunderbare Weise Euer Bild gewissermaßen zum Begleiter habe. Während es nun vor meinen Augen steht- und ich sehe es nahezu während der ganzen Reise vor mir- zeigt es die von Eurem HohenVater ererbten Vorzüge Eures Geistes, und es ist nicht verwunderlich, wenn diese in diesem blühenden Alter mit Euch so wie ausgestreuter Samen aus einem überaus fruchtbaren Boden, dem Euer Geist gleicht, prächtig emporwachsen und für das Land Sachsen ein außerordentliches Glück prophezeien. Ich glaube deshalb, es ist gut, wenn ich, da ich im Begriff stehe, zu Euch zurückzukehren, daran denke, irgend etwas mitzubringen, das ich zur Erfüllung meines Versprechens darbringe und gewissermaßen als Votivtäfelchen meinem Schutzpatron aufhänge. Vor allem jedoch hat mich der Gedanke bewegt, daß von meinen Studien etwas Außergewöhnliches besonders Eure Billigung finden werde, etwas, das sehr hübsch ausgefallen ist, so daß ich es zum Geschenk machen könnte. So vernehmt denn gnädig: Als ich in Venedig gelandet war, warf ich hier den Anker, wo ich in meinen jungen Jahren bei dem großen Gabrieli die Anfangsgründe meiner Kunst erlernt hatte. Gabrieli! Ihr unsterblichen Götter, welch großer Mann war das! Wenn er im melodienfrohen Altertum gelebt hätte, dann wäre er, ich will es mit diesem Wort sagen, dem Amphionen vorgezogen worden, oder wenn die Musen die Ehe liebten, dann hätte sich Melpomene keinen anderen als ihn zum Gatten genommen, so hervorragend war er in der Kunst, Melodien zu komponieren. Dies berichtet Fama, aber ganz der Wahrheit gemäß. Dafür bin ich selbst der zuverlässigste Zeuge, der ich ganze vier Jahre lang die Gemeinschaft mit ihm zu meinem großen Gewinn genutzt habe. Doch genug davon. In Venedig, wo ich mich bei alten Freunden aufhielt, erkannte ich, daß sich die Art zu komponieren stark verändert hatte.
Sie hatte die alten Kirchentonarten teilweise aufgegeben und suchte modernem Geschmack durch einen neuartigen Kitzel zu gefallen. Ich habe Geist und Kraft aufgewandt, um aus dem Ertrag meines Fleißes einiges nach dieser Art für Euch als Beispiel vorzulegen. Doch wenn ich für Euch, einen Jüngling, der ebenso über alle Tugenden eines hochberühmten Fürsten vollauf verfügt wie durch seine Kenntnisse in dieser Kunst die höchsten Erwartungen erfüllt, irgend etwas mühevoll komponiere, so sehe ich, daß ich ein gefährliches Wagnis eingehe. Ich beziehe hier Euren edlen Präfekten Wolrad von Watzdorff ein, den ich einen Meister in ebendieser Kunst nennen würde, wenn sie ihm nicht in gleicher Weise wie auch Euch Herren Fürsten (lediglich) zur Entspannung von ernsteren Sorgen diente. Doch während wir dies aufrichtigen Herzens als Geschenk darbringen, sollt Ihr, Fürst, sollt auch Ihr, edler Wolrad, dies wissen, daß selbst die Höchsten unter den Göttern auf reine Hände zu schauen pflegen, auch wenn diese nicht voll sind, das heißt solche, welche die Klarheit des Geistes geläutert hat, und nicht Wasser aus einem Quell. Warum sollte deshalb ich nicht darauf vertrauen, daß sich uns die Menschen, die den Göttern am nächsten stehen, ebenso zeigen? Sollte jedoch dies unser Werk bei irgendeinem Verdruß erregen, dann werde ich diese Milde sowie die Großzügigkeit des Präfekten anrufen und zu meiner Entschuldigung den Mangel an Zeit, die Beschwerlichkeiten der Reise und den Geist nennen, der sich in der Hoffnung auf Eure Gunst vielleicht Größerem auftun wird.
Lebt wohl, ruhmreiche Stütze Eurer Familie. Ich bitte Euch herzlich darum, daß Ihr, wie Ihr begonnen habt, fortfahrt, mich im Schoße Eurer Gnade zu hegen.
Venedig, am 19. August 1629

[Heinz KRAUSE-GRAUMNITZ: Heinrich Schütz. Sein Leben im Werk und in den Dokumenten seiner Zeit. 2 Bde., Leipzig 1985, in: Bd. 2, S. 11-13]

übersetzte Vorrede

Kein Inhalt vorhanden.

Quellenangaben Sound

Heinrich Schütz: Symphoniae sacrae I SWV 257 - 276., Capella Fidicina, Hans Grüß, Berlin Classics 1885, 1997

Quellenangaben Noten

Heinrich Schütz: Symphoniae sacrae I. Neue Ausgabe sämtlicher Werke, Bde. 13-14, Rudolf Gerber (Bde. 13-14), Gerhard Kirchner (Bd. 14), Kassel, 1957, 1965

Quellenangaben Bild

Porträt, Kurfürst Johann Georg II, Druckfaksimile, Johann Frentzel, Archiv Heinrich-Schütz-Haus Bad Köstritz

Titelbild, Symphoniae sacrae I, Neue Ausgabe sämtlicher Werke, Bde. 13-14, hrsg.: Rudolf Gerber (Bde. 13-14), Gerhard Kirchner (Bd. 14), Kassel 1957, 1965, Archiv Heinrich-Schütz-Haus Bad Köstritz

Quellenangaben Literatur

Martin Gregor-Dellin, Heinrich Schütz. Sein Leben, sein Werk, seine Zeit, München, 1984

Otto Brodde, Heinrich Schütz. Weg und Werk, Kassel, 1972

Michael Heinemann, Heinrich Schütz und seine Zeit, Laaber, 1993

Heinz Krause-Graumnitz, Heinrich Schütz. Sein Leben im Werk und in den Dokumenten seiner Zeit., 2 Bände, Leipzig, 1985

 

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