Denkmale und Gedenktafeln in Bad Köstritz
Heinrich Schütz
(1585-1672)
Georg Anton Benda
(1722-1795)
Julius Sturm
(1816-1896)
Heinrich-Schütz-Gedenktafel 1931
Am 8. Oktober 1931 enthüllte Dr. Julius Kühn, Direktor der Höheren Mädchenschule in Bad Köstritz, die Gedenktafel für Heinrich Schütz an dessen Geburtshaus:
„Im Hause zum Kranich kam auf die Welt am 8. Oktober 1585 Heinrich Schütz, der größte Tondichter vor Johann Sebastian Bach.“
Die Presse berichtete am 9. Oktober 1931 über dieses Ereignis und greift nochmals die Diskussion um Köstritz als „richtigen und wahren“ Geburtsort von Heinrich Schütz auf. Doch das Taufregister der Köstritzer Kirche St. Leonhard ist da ganz eindeutig: „9. Octob. Henricus ein Sohnlin Christoph Schütz/ Die batten [Paten] der Zuckermacher/ zu Gera/ Kornschreiber zu Droyßig/ die Megdlin Schulmeisterin zu Gerra.“
Heinrich-Schütz-Denkmal am Kirchberg 1935/36
Eine erste Pressenotiz zu einem Schütz-Denkmal in Bad Köstritz findet sich bereits am 3. November 1927 in der Süddeutschen Musikerzeitung:
„Unter dem Ehrenvorsitz Sr. Durchlaucht, Prinz Heinrich XXXIX. Reuß j. L., hat sich ein Ausschuß in Bad Köstritz gebildet, der beabsichtigt, für den verdienstvollen Komponisten Heinrich Schütz eine Erinnerungsstätte in Form einer Ruhebank aus Stein nebst einer Erinnerungstafel am Aufgange zur Kirche in Bad Köstritz zu errichten.“
Auch die Großdeutsche Sänger- und Dirigenten-Zeitung vom 15. November 1927 wiederholt diese Notiz.
Die Grundsteinlegung erfolgte am 12./13. Oktober 1935 im Rahmen des Heinrich-Schütz-Festes und dem Treffen der Thüringer Kirchenchöre.
Für den Entwurf zeichnete Gartenbau-Architekt Paul Klatte verantwortlich, die Büste schuf der Bildhauer und Maler Max Alfred Brumme, Leipzig. Die Einweihung fand am 21. Juni 1936 statt.
Die Büste von Max Alfred Brumme wurde im 2. Weltkrieg eingeschmolzen. Bis 1949 bot die Denkmalanlage ohne Bronzebüste einen traurigen Anblick. In diesem Jahr wandte sich der Bildhauer Otto Patz aus dem Vogtland mit dem Angebot an die Köstritzer Gemeinde, seine Schütz-Büste aufzustellen. Die Büste vervollständigt seit 1950 das Denkmalensemble am Kirchberg.
Links: Alte Ansicht mit der Büste von M. A. Brumme. Eine Gipskopie der Büste befindet sich heute im Heinrich-Schütz-Haus
Rechts: heutige Ansicht mit der Büste von Otto Patz, Oelsnitz, 1950
1954 Sgraffito „Heinrich Schütz geehrt von den Menschen seiner Zeit“ von Rudolf G. Werner
Nach dem Teilabriss des ehemaligen Goldenen Kranichs für den Bau der Straße 1952/53 war eine kahle Nordfassade zu sehen, die 1954 mit einem Sgraffito verziert wurde. Rudolf G. Werner (1893 - 1957) erhielt den Auftrag. Er brachte zwei unterschiedliche Putzschichten in Farbe und Struktur auf die Nordwand auf, in die er seine Motive einschnitt. An den schrägen, abgeböschten Schnitten erkennt man die neue, erst Ende des 19. Jahrhunderts aufgekommene Sgraffito-Technik. Bereits im Mittelalter ist das Sgraffito eine bevorzugte Technik, um Steinbearbeitung vorzutäuschen oder ganze Bildergeschichten an die Wand zu bringen. Am 27. und 28. November 1954, als die feierliche Eröffnung des ersten Gedenkraumes für Heinrich Schütz - im heutigen Foyer - in seinem Geburtshaus stattfand, war auch das Sgraffito vollendet.
Das Sgraffito wurde 1995 bei der letzten Außensanierung des Hauses zugeputzt, da der Denkmalschutz es nicht für sanierungswürdig ansah und auch keine Gelder für eine Instandsetzung vorhanden waren. Die Köstritzer liefen damals Sturm gegen diese Entscheidung und sogar die Bild-Zeitung hielt diese Entscheidung für einen Artikel wert.
Auf den Tag genau zum 50jährigen Jubiläum des Sgraffitos konnte es dank vieler Spender und der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen wieder freigelegt und restauriert werden. Seitdem erstrahlt es jeden Abend im Glanz der Lichter und Heinrich Schütz wird wieder von den Menschen seiner Zeit geehrt und unserer betrachtet.
Heinrich-Schütz-Denkmal 1985 von Berndt Wilde
1985 wurde Berndt Wilde vom Schütz-Komitee des Rates des Bezirkes Gera mit einem weiteren Schütz-Denkmal für Bad Köstritz beauftragt. Wilde hatte bereits 1972 ein Denk-mal für Dresden entworfen, das 1985 in Dresden neben der Semper-Oper errichtet wurde. Das Köstritzer Denkmal zeigt auf drei Relieftafeln den Kampf zwischen den guten und bösen Mächten, die Gegensätze von Liebe und Leid sowie Leben und Tod.
Die mittlere Relieftafel des Triptychons trägt die Inschrift: HEINRICH SCHÜTZ 1585 - 1672 SAECULI SUI MUSICUS EXCELLENTISSIMUS
Wolfram Hesse entwarf 1984 eine Bronzeplastik für ein Denkmal in Dresden, das jedoch nicht zur Ausführung kam. Ein Modell dieser Plastik steht im Heinrich-Schütz-Haus.
Gabriele Reinemer fertigte 1985 eine Schütz-Büste in Gips, die 2000 in Bronze gegossen werden konnte und heute das Foyer des Heinrich Schütz Hauses ziert.
Georg Anton Benda stammt aus einer böhmischen Musiker-Familie. Er besuchte das Jesuitenkolleg, war königlicher Kammermusiker in Berlin und ab 1750 Hofkapellmeister in Gotha. Seine Melodramen und Singspiele machten ihn zu einem der berühmtesten Musiker seiner Zeit. Wolfgang Amadeus Mozart gehörte zu seinen glühendsten Verehrern. Er schrieb 1778 in einem Brief aus Mannheim an seinen Vater: sie wissen, das Benda unter den lutherischen kapellmeistern immer mein liebling war; ich liebe die zwey werke [Ariadne auf Naxos und Medea] so, daß ich sie bey mir führe.
1790 zog Georg Anton Benda nach Köstritz, um von hier aus in Ronneburg zu kuren. In der Berggasse 5, seinem letzten Wohnort, entstand 1792 sein „Opus ultimum“ Bendas Klagen - eine Cantate begleitet von zwey Violinen, zwei Flöten, Bratsche und Baß… Hiermit endet der Verfasser seine musikalische Laufbahn im 70ten Jahre seines Alters. Er starb am 6. November 1795 und wurde am 9. November frühmorgens in aller Stille beigesetzt - ohne Angehörige und ohne Trauerfeier. Eine Gedenktafel befindet sich heute an der Südseite der Köstritzer Kirche St. Leonhard und seit 1995 auch an seinem Sterbehaus in der Berggasse 5.
Diese Gedenktafel an der Südseite der Köstritzer Kirche enthüllte am 4. September 1964 der damalige Oberspielleiter des Geraer Theaters, Joachim-Dietrich Link.
Julius Sturm war Pfarrer in Köstritz von 1857 bis 1885, in seiner Dienstzeit wurde die heutige „Pfarre“ gebaut. Seit 1844 erschienen seine Fabeln, Märchen, Gedichte sowie Lieder im Druck. Mit weit über 30 verschiedenen Choraltexten u. a. auf eine Melodie von Heinrich Schütz haben seine Verse Eingang in Gesangbücher der verschiedenen Landeskirchen gefunden. Zwischen 1880 und 1910 findet sich kaum eine Gedichtsammlung ohne einen Beitrag des Köstritzer Pfarrers.
Grabmal auf dem Friedhof
Julius Sturm starb am 2. Mai 1896 im Alter von 79 Jahren nach einer Operation in Leipzig und wurde drei Tage später in Köstritz in Anwesenheit von Fürst Heinrich XIV. Reuß zu Grabe getragen. Die Predigt über Joh. 21, 23 „Dieser Jünger Stirbt nicht“ hielten Oberkirchenrat Leo und Sturms Nachfolger Pfarrer Leo. Am 28. November 1897 fand die Enthüllung des Grabmals für Julius Sturm statt: „Der Fürst [Heinrich XIV.] ehrte seinen Lehrer später auch durch Errichtung eines Grabdenkmals, das, von dem Bildhauer Günther geschaffen, am 28. November 1897 feierlich enthüllt wurde. Ein halbkreisförmiger Sandsteinblock, worein die einem Gedichte Sturms entnommenen Worte eingemeißelt sind: ‚Der Geist, der Gott entstammt, kann nur mit Gott vergehen!‘ erhebt sich zwischen den beiden Trauerweiden. Der Aufbau über dem Stein zeigt das lebenswahre Medaillenreliefbild des Dichters. Darunter kniet ein junges Mädchen, das die Dichtkunst verkörpert, in der rechten Hand die Leier, in der linken ein Lorbeerreis haltend.“1
Heinrich XIV. über Julius Sturm: „Ich betrachte es als besondere Gabe Gottes, daß ich diesem Manne so viele Jahre nahe stehen durfte. Bis an sein Lebensende, welches im 80. Jahre erfolgte, standen wir uns als Freunde nahe und er war mir viel. Ich segne sein Andenken.“2
Denkmal am Julius-Sturm-Platz
So verwundert es nicht, dass der Aufruf „zum Zwecke der Errichtung“ eines Denkmals aus den „Zeitzer Neuesten Nachrichten“ vom 30. Juni 1902 auf fruchtbaren Boden fiel und am 2. Mai 1912 das Sturm-Denkmal auf dem Julius-Sturm-Platz eingeweiht werden konnte.
Gedenktafel am Pfarrhaus
1996 - zum 100. Geburtstag von Julius Sturm - wurde die Gedenktafel am alten Rathaus enthüllt, bevor sie einige Jahre später einen neuen Platz an der „Neuen Pfarre“ fand.
Literatur (Auswahl):
Fürst Heinrich XIV. Reuß j.L. Ein Lebensbild. Im höchsten Auftrage bearbeitet und herausgegeben von Berthold Schmidt, Schleiz 1913
Bernhard ROST: Julius Sturm. Sein Leben und seine Lieder. Ein Gedenkbüchlein. Mit einem Bilde des Dichters und seines Denkmals, Köstritz, Leipzig 1912.
Publikationen des Heinrich-Schütz-Hauses
1Rost: S. 33
2Fürst Heinrich XIV. Reuß j.L. Ein Lebensbild. Im höchsten Auftrage bearbeitet und herausgegeben von Berthold Schmidt, Schleiz 1913, S. 8.