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Sarkophag von Heinrich Posthumus Reuß

 

Liebe Besucher!

 

Für die Trauerfeierlichkeiten von Heinrich Posthumus Reuß (1572-1635) Musikalische Exequienkomponierte Heinrich Schütz auf Wunsch der Witwe die „Musikalischen Exequien“ SWV 279 - 281. Sie erklangen zum ersten Mal am 4. Februar 1636 in der alten Johanniskirche in Gera.

 

Die Bibeltexte und Kirchenliedstrophen wählte Posthumus Reuß selbst für die Beschriftung seines Sarkophages aus. In einmaliger Weise verbinden sich hier zwei Glaubensbekenntnisse: das „literarische“ von Posthumus Reuß mit dem „musikalischen“ von Heinrich Schütz. Nach Werner Breig gelten die „Musikalischen Exequien“ unbestritten als eine der künstlerisch souveränsten und in ihrem Aussagegehalt tiefsinnigsten Schöpfungen des Komponisten.

 

Von Posthumus Reuß sind außerdem seine Vorstellungen und Wünsche für seine Beerdigung überliefert, so dass wir hier in exemplarischer Art ein fürstliches Trauerzeremoniell im 17. Jahrhundert nachvollziehen können.

 

SarkophagUm die Problematik der Reußen-Sarkophage wieder ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, haben wir uns im Heinrich Schütz-Haus nach einer Anfrage von Heinrich XIII. Reuß dazu bereit erklärt, für eine bestimmte Zeit, quasi als „Übergangslösung“, den Sarkophag des Heinrich Posthumus Reuß in unserer Dauerausstellung zu präsentieren.

 

Ziel des Hauses Reuß ist es, den Sarkophag des Heinrich Posthumus und alle anderen Geraer Reußen-Sarkophage in der Gruft von Alt-St. Johannis sakral, dauerhaft und zugänglich aufzustellen.

 

Wir bitten Sie, dieses Vorhaben zu unterstützen!

 

Ruthenus Kunst
Vermögensverwaltung GbR
Heinrich XIII. Prinz Reuß

Heinrich-Schütz-Haus
Schütz-Akademie e. V.
Friederike Böcher M.A.

 

Heinrich Posthumus Reuß

 

Annales der Stadt Gera. 1635

 

„Den 3. December Abends nach 9 Uhr entschlief auf dem hiesigen Residenzschloß Osterstein im 64.ten Jahre seines rühmlichsten Alters, in seinem Heiland und Erlöser sanft und seelig, der Hoch- und Wohlgeborne Herr, Herr Heinrich der Jüngere und des ganze Hochlöblichen Stammes Aeltester Reuß, Herr von Plauen, Herr zu Greitz, Cranichfeld, Gera, Schleitz und Lobenstein, Posthumus genannt und dreyer Römischen Kayser, als Rudolph des Zweyten, Matthiae, und Ferdinand des Zweyten Hochbestallter Rath, regierender Herr der Herrschaften Gera, Schleitz, Lobenstein und Saalburg, ein weiser, verständiger und Gottliebender Herr und Regent, welcher seine angeerbeten Herrschaften mit mehrerer Bekräftigung und Bestätigung der Cantzley und des Consistorii in gute Ordnung und löbliche Verfassung gebracht, bey Kirchen und Schulen, sonderlich bey Stiftung des Gymnasii allhier sehr viel gethan, auch wohl und löblich regieret hat.“

 

Der Sarkophag des Heinrich Posthumus Reuß - eine kleine Chronologie
4.2.1636 Beisetzung von Heinrich Posthumus Reuß in St. Johannis
1780 Brand von St. Johannis, die Gruft wird teilweise zerstört
1922 Verlegung der elf verbliebenen Sarkophage in die Gruft der Salvatorkirche, darunter der Sarkophag des Heinrich Posthumus Reuß; Gedenktafel an der neuen Gruft

 

Sarkophag

 

Von 1922 - 1995 standen hier folgende Sarkophage:
Im südlichen Gruftteil unter der Kirche:

 

 

Unter dem Gurtbogen zwischen dem südlichen und dem nördlichen Gruftteil:

 

 

Im nördlichen Gruftteil unter der Straße stehen jeweils zwei Särge übereinander:

 

 

Sarkophag

 

1985 Öffnung der Gruft und erneuter Verschluss ohne Dokumentation
1993 Öffnung der Gruft auf Betreiben des Reussischen Posthumus Vereins: öffentlicher Hinweis auf Notwendigkeit der Sicherung der Sarkophage
21.1.1994 Gruft-Begehung
1994 Heinrich Schütz-Haus, Schütz-Akademie e. V. und Museum für Sepulkralkultur Kassel erhalten 5000,00 DM von der Plassmann-Bahl-Stiftung für Zustandsbericht und Fotodokumentation der Sarkophage durch Frank Rüdiger
1994 Suche nach neuem Aufstellungsort der Sarkophage Heinrich Schütz Haus, Schütz-Akademie e. V., Posthumus Verein, Stadt Gera, Kirche Gera, Amt für Denkmalpflege und Haus Reuß
7.1.1995 Benefizkonzert für die Restaurierung der Sarkophage
3.-5.2.1995 interdisziplinäres Kolloquium „Diesseits- und Jenseitsvorstellungen im 17. Jahrhundert“
3.2 1995 öffentliche Diskussion im Rathaussaal Gera

Memorandum zur Bedeutung der Sarkophage

9.9.1995 Tag des offenen Denkmals: Überführung der Sarkophage von der Salvator- in die Johanniskirche
1995/1996 Restaurierung der Sarkophage von Heinrich Posthumus Reuß und seiner zweiten Frau bei Emil Rosian, Eisenberg
8.9.1996 Aufstellung der ersten restaurierten Sarkophage in der Sakristei der Johanniskirche
2004 Der Sarkophag des Heinrich Posthumus Reuß wurde auf der Thüringischen Landesausstellung in Sondershausen gezeigt.
2004 - 2007 Der Sarkophag des Heinrich Posthumus Reuß wird im Heinrich-Schütz-Haus Bad Köstritz gezeigt.
17.12.2005 Symposium zur Zukunft der Reußen-Sarkophage in Gera
April 2007 alle Reußen-Sarkophage werden in der Trauerhalle des Ostfriedhofes Gera aufgestellt

 

Weitere Informationen: www.heinrich-posthumus.de

 

Magdalene Gräfin von Schwarzburg-Rudolstadt

 

Heinrich Schütz: „Musikalische Exequien“ SWV 279 - 281
Widmung und Widmungsgedicht

 

An den Christ=Seligst verstorbenen / Hochwolgebornen Herrn /
Herrn Heinrichen / den Jüngern vnd Eltisten Reußen /
Herrn von Plauen / etc.

 

WAr es denn nicht genug an dieser Straff vnd Ruhte /
Mit der / der höchste GOtt vns / aus gerechtem Muhte /
Umb vnsre schwere Sünd / vnd grosse Missethat /
Durch der Bellonen Grimm biß her gesteupet hat;
Indem was gutes nur war vormals angerichtet /
Nun lieget gantz vnd gar zertreten vnd zernichtet /
All' Ordnung ist zertrennt / Gesetze sind verkehrt /
Die Schulen sind verwüst / die Kirchen sind zerstört?
Daß eben auch darzu diß Vnglück muste kommen /
Daß Ihr / O wehrter Held / vns würdet hingenommen
Durchs Todes Wüterey / in der so trüben Zeit /
Vnd mehren vns dadurch so sehr die Noht vnd Leid?
Der Ihr den Musen wart jhr Schirm / Schutz / Freud vnd Wonne /
Der Ihr der Gottesfurcht wart eine helle Sonne /
Der Ihr habt Schulen neu- vnd Kirchen aufferbaut /
Vnd sie bestellet wol / vnd embsig zugeschaut /
Damit der Gottesdienst werd ohne falsch geführet /
Vnd mit Gesang vnd Klang auffs lieblichste gezieret /
Der Ihr / wie David selbst auch eure Zung vnd Hand /
Durch gantz kunstreichen Schall / erhoben vnd gewandt
Zu GOttes Ehr und Preiß / mit andern Musicanten /
Die Ihr geliebt so sehr / daß solcher Kunst Verwanten
Vier tausend gleichfals Ihr euch hättet auch bestellt /†)
Wann Ihr gewesen wärt jhm gleich am Gutt vnd Gelt.
Was soll ich melden hier, wie mein geringes Singen
Vnd Bäuerischen Thon / Ihr auch den schönsten Dingen
Zuachten pflaget gleich / vnd welche Huld und Gunst /
Vnd was für Woltaht Ihr mir wegen solcher Kunst /
Erwiesen offtermals: bevorauß weil genommen
Ich meinen Vrsprung hat / vnd auff die Welt war kommen
In euer Herrschaft*  Grund / in dem Ihrs selbst für Ehr
Euch hieltet / vnd darümb mich liebtet desto mehr.
Nun aber seyd Ihr hin von vns gerissen worden:
Jedoch Ihr euch befindt dort in dem Meister Orden
Deß himmelischen Chors / wo Usaph immerdar /
Sampt Heman / Jedithun vnd andrer Sänger Schaar /
Den dreimahl Heilgen GOTT lobsingen / rühmen / preisen /
Durch wundersüssen Thon / vnd allerschönste weisen /
Mit welchen Ihr zugleich auch eure Stimm erschwingt /
Vnd zu desselben Lob ein neues Lied erklingt.
Wolan / ergetzet Euch in solcher Lust vnd Freuden;
Wenn mir verhelffen wird daß dieser Angst vnd Leiden
Auch GOtt an solchen Ort / daselbst zuwohnen bey
Der Ausserwehlten Schaar / vnd Himmels=Cantorey;
So wollen wir zugleich auff Engelische Weisen /
Mit sampt den Cherubin vnd Seraphin hoch=preisen
Der Höchsten für vnd für / vnd singen: Heilig GOtt / **)
Ja Heilig / Heilig sey der grosse Zebaoht. ††)
Wir wollen mit dem Chor der vier vnd zwantzig Alten /
Die ümb deß Lammes Stuhl / in lieblichsten gestalten
Dort haben ihre Sitz / einstimmen gleicher weis /
Vnd singen: Dir O HErr gebühret Krafft vnd Preiß.***)
Ja mit dem grossen Heer von viel=viel tausend Scharen /
Zusingen wollen wir in Ewigkeit fortfahren:
Das Lamb höchstwürdig ist zunemen / mehr vnd mehr /†††)
Krafft / Weißheit / Reichthumb / Stärck / vnd Lob / vnd Preiß vnd Ehr.
Indeß seht günstig an / was meine Musen schencken
Euch wollen hier zu letzt / zum Ehren angedencken /
Vnd achtet / weil es ist gar schlechtlich zu bereitt /
Daß es geschehen sey noch in der sterblichkeit.
Heinrich Schütz.
†)	1. Chron. 24.5.
*)	Kösteritz / eine Meil weges von Gera
**)	Es. 4.4.
††)	Apoc. 4.8.
***)	Apoc. 4.11.
†††)	Apoc. 5.12.

 

Gottesdienst und Musikalische Exequien SWV 279-281

 

I. Teutsche Missa: Nacket bin ich von Mutter Leibe kommen SWV 279

Hier erklingen die von Heinrich Schütz vertonten Texte der Sarkophagbeschriftung. Im Gottesdienst schloss sich auf Wunsch von Posthumus Reuß das Lied „Herzlich lieb hab ich Dich, o Herr“ und die Ansprache des Superintendent Christoph Richter über Psalm 73,25-26 „Herr, wenn ich nur dich habe“ an.

 

II. Herr, wenn ich nur dich habe SWV 280

„Concerto per choros“: Hier zeigt sich in einem Konzert für zwei vierstimmige Chöre die doppelchörige Kompositionsweise des Dresdner Hofkapellmeisters, die er in Venedig studiert hatte, „in reifer Abgeklärtheit“ (Werner Breig).

 

III. Canticum B. Simeonis SWV 281

Der 3. Teil der Exequien verbindet in einer ebenfalls doppelchörigen Anlage den Text des Canticum B. Simeonis „Herr nun lässest Du Deinen Diener in Frieden fahren“ mit dem „Selig sind die Toten, die in dem Herren sterben“, das „Beata anima cum Seraphinis“ vortragen.

 

Es folgte der Beisetzungsakt, das Lied „Mit Fried und Freud fahr ich dahin“ und „nach der Beysetzung und gelesener Collect“ das Beschlusslied „Hört auf mit Weinen und Klagen“.

 

Publikationen des Heinrich-Schütz-Hauses zu Heinrich Posthumus Reuß